Jagd auf die Attentäter Festnahmen in London und Birmingham

Einen Tag nach den erneuten Anschlägen läuft die Fahndung der britischen Polizei auf Hochtouren: In London und Birmingham wurden Verdächtige festgenommen. Auf der Jagd nach den Terroristen erschossen Polizisten in einer U-Bahn-Station einen Mann. Von den vier mutmaßlichen Attentätern wurden heute Fotos veröffentlicht.

London/Birmingham - Am Abend hätten die Ermittler in einem Bahnhof in Birmingham einen verdächtigen Mann festgenommen, teilte die Polizei mit. Die Beamten hätten den Bahnhof geräumt. Mindestens zwei Koffer seien beschlagnahmt worden. Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.

Zuvor hatte es in London eine Festnahme gegeben. Ein Mann sei bei einer Durchsuchung in Stockwell im Süden Londons gefasst worden, teilte die Polizei mit. Auf einer Pressekonferenz hatten die Ermittler zuvor Einzelaufnahmen der mutmaßlichen Attentäter des Vortages gezeigt, die von Überwachungskameras in den U-Bahn-Stationen gemacht wurden. Einer der Männer war mit einem Rucksack auf dem Rücken zu sehen, ein anderer rannte. Polizeichef Ian Blair bezeichnete die Fahndung nach den Verantwortlichen der Anschläge als "die größte Operation" in der Geschichte von Scotland Yard.

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Fahndung: Bilder der Terrorverdächtigen

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Nach seiner Darstellung hatte sich der Terrorverdächtige am Vormittag in der U-Bahnstation Stockwell geweigert, auf Anweisungen der Polizei stehen zu bleiben. Nach Informationen des Nachrichtensenders «Sky News» hatte eine Spezialeinheit von Scotland Yard den Mann bereits seit der Nacht beschattet und gehofft, dass er sie zu möglichen Komplizen führen werde.

Als er jedoch die U-Bahn-Station betreten habe, hätten die Polizisten in Zivil einen neuen Selbstmordanschlag befürchtet, da der Mann einen weiten Mantel getragen habe. Sie hätten versucht, ihn zu stellen, er sei jedoch auf einen U-Bahnzug zugerannt und gestolpert. In dem Moment hätten die Polizisten gedacht, dass er nun seine Bombe zünden wolle, und ihn erschossen.

Ein Augenzeuge berichtete, plötzlich sei ein Mann von asiatischem Aussehen auf den Zug zugestürmt, verfolgt von Polizisten. Die Polizisten hätten ihn zu Boden geworfen und mit fünf gezielten Pistolenschüssen getötet.

Die Station Stockwell wurde evakuiert, die Bahnpolizei stellte den Verkehr auf zwei U-Bahn-Linien ein. Betroffen waren die Victoria Line und die Northern Line.

Ermittler durchsuchten heute außerdem mehrere Häuser in London. Augenzeugen berichteten von schwer bewaffneten Beamten, die einen Straßenzug in der Harrow Road im Westen der Stadt abriegelten. Auch Bombenräumfahrzeuge sollen vor Ort gewesen sein. Die Polizei erklärte, es sei zu keinen Zwischenfällen gekommen, die Situation sei "unter Kontrolle". Festnahmen habe es nicht gegeben.

Nach den erneuten Attentaten gestern war Scotland Yard einer Reihe von Hinweisen nachgegangen. Viele Zeugen hatten sich gemeldet. Die Ermittler hatten sich verhalten optimistisch gegeben: Die Täter hätten so viele Spuren hinterlassen, dass der Polizei nun vielleicht ein entscheidender Schlag gegen die Terroristenszene in Großbritannien gelingt.

Anders als vor zwei Wochen, als alle Bomben explodierten, haben die Ermittler nun intakte Sprengsätze mit allen damit verbundenen Hinweisen. Am Nachmittag teilte die Polizei mit, bei den Bomben habe es ich um selbst gebastelte Sprengsätze gehandelt. Sie seien in dunklen Taschen oder Rucksäcken versteckt gewesen.

Wie die britische Presse unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, geht Scotland Yard davon aus, dass die Täter wieder islamische Extremisten waren. Auch die neuen Anschläge waren nach Zeitungsberichten wieder als Selbstmordattentate geplant. Als die Bomben nicht richtig gezündet hätten, seien die Täter weggelaufen, berichtete die Presse.

Laut Polizei ging es den Tätern darum, die Terroranschläge vom 7. Juli zu wiederholen. Dafür spreche schon, dass sie wieder drei U-Bahnen und einen Bus ausgesucht und die Bomben fast gleichzeitig gezündet hätten.

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