Erste Hinrichtungen seit 2010
Drei Mörder in Japan gehängt
Japan hat erstmals seit 2010 wieder die Todesstrafe vollstreckt. Drei verurteilte Mörder wurden gehängt. Der Justizminister verwies anschließend auf die große Zustimmung der japanischen Bevölkerung zur Todesstrafe.
Erste Hinrichtungen seit 2010: Drei Mörder in Japan gehängt
Foto: AP/ Justice Ministry
Tokio - In Japan sind am Donnerstag drei verurteilte Mehrfach-Mörder hingerichtet worden. Die zum Tode verurteilten Männer wurden am frühen Morgen in drei Gefängnissen in Tokio, Hiroshima und Fukuoka gehängt, wie das japanische Justizministerium mitteilte. "Ich habe meine Pflicht als Justizminister erfüllt, wie es das Gesetz vorsieht", sagte Minister Toshio Ogawa nach den Hinrichtungen auf einer Pressekonferenz und erklärte, die japanische Bevölkerung befürworte die Todesstrafe. Nähere Einzelheiten zu den Hinrichtungen nannte er nicht.
Es waren die ersten Exekutionen in Japan seit Mitte 2010. Das ostasiatische Land gehört neben den USA zu den einzigen führenden Industrienationen, die noch Hinrichtungen vornehmen. Nach Angaben Ogawas gibt es jetzt noch 132 Todeskandidaten in Japans Gefängnissen - das ist mit der höchste Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Einer der Verurteilten ist der Drahtzieher der Gas-Anschläge auf die U-Bahn in Tokio 1995. Die Todesstrafe wird in Japan üblicherweise ausschließlich für mehrfachen Mord verhängt.
Einer der nun Hingerichteten sei verurteilt worden, weil er 1999 mit einem Auto in einen Bahnhof gerast sei und fünf Menschen erstochen habe, hieß es in japanischen Medienberichten unter Berufung auf Ministeriumskreise. Der zweite Mann habe 2001 zwei Menschen getötet, der dritte sei 2002 wegen dreifachen Mordes verurteilt worden.
Damit wurden zum zweiten Mal unter der im September 2009 an die Macht gekommenen linksgerichteten Demokratischen Partei Menschen hingerichtet. Im Juli 2010 hatte die damalige Justizministerin Keiko Chiba trotz ihrer langjährigen Ablehnung der Höchststrafe ein Todesurteil vollstrecken lassen. Chiba war selbst als Zuschauerin bei der Hinrichtung dabei und genehmigte anschließend Medienvertretern, die Todeskammer zu besichtigen. Damit wollte sie die Debatte über die Todesstrafe anheizen.
Eine Regierungsumfrage 2009 hatte ergeben, dass 86 Prozent der Japaner die Todesstrafe unterstützen. 2011 war das erste Jahr seit fast zwei Jahrzehnten, in dem keine Hinrichtungen vorgenommen wurden.
Erst am Dienstag veröffentlichte Amnesty International den jährlichen Bericht zur Todesstrafe, in dem noch hervorgehoben wurde, dass im vergangenen Jahr in Japan keine Todesstrafen vollstreckt worden waren.
Von den 193 Staaten der Vereinten Nationen ließen nur noch 20 laut Amnesty im Jahr 2011 Todesurteile vollstrecken. Abgeschafft - per Gesetz oder in der Praxis - ist die Todesstrafe inzwischen in 141 Staaten. Das Gros der Todesstrafen entfällt auf China, Irak, Iran, Jemen, Nordkorea, Saudi-Arabien, Somalia sowie die USA. Die Verurteilten wurden vergiftet, enthauptet, erhängt oder erschossen. China führt die Bilanz laut Amnesty International erneut an.