
Zeit zum Nachdenken: Jens Söring an der Hamburger Alster
Foto:Johannes Arlt / DER SPIEGEL
Jens Söring über sein erstes Jahr nach der Entlassung aus US-Haft »Freiheit habe ich jetzt, Gerechtigkeit nicht«
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Er steht am Ufer der Hamburger Außenalster zwischen mächtigen Bäumen und blickt auf die weißen Segelboote, die nahezu lautlos über das Wasser gleiten. Nicht weit von hier hat Jens Söring die ersten 365 Tage in Freiheit verbracht. Es zieht ihn an diesen See, sobald er in Hamburg ist. Die Alster ist ein Ort, der ihm nach rund drei Jahrzehnten in sieben amerikanischen Gefängnissen Halt gibt, Geborgenheit, ein Gefühl von Heimat.
Söring reicht zum Gruß die Hand, drückt fest und begegnet dem zögernden Blick seines Gegenübers mit den Worten: »Wir sind doch alle doppelt geimpft.« Er schaut fragend. Dann ein Reflex, der typisch ist für Jens Söring: Er greift zur Innentasche seiner Jacke, will seine Impfbestätigung vorzeigen, sich rechtfertigen. Nein, ich lüge nicht, sagt die Geste. Ich sage die Wahrheit.
Jens Söring war 19 Jahre alt, als er wegen des Mordes an den Eltern seiner Freundin Elizabeth Haysom festgenommen wurde. Das Ehepaar wurde in seinem Haus in einem Vorort von Lynchburg, Virginia, ermordet. Auf brutalste Weise. »Übertötung«, nennen Kriminalisten so ein Gemetzel, oft steckt eine Beziehungstat dahinter.
Söring flüchtete mit Elizabeth Haysom vor der Befragung durch die Polizei, als die beiden in Großbritannien festgenommen wurden, gestand er die Taten, mehrmals. Vor Gericht aber widerrief er die Geständnisse. Doch die Geschworenen glaubten ihm nicht, verurteilten Söring 1990 zu zweimal lebenslanger Haft. Der Deutsche bestreitet die Tat bis heute, er stellte 15 Anträge auf Entlassung. Vergebens. Am 26. November 2019 wurde er auf Bewährung freigelassen und Mitte Dezember nach Deutschland abgeschoben. Heute ist Jens Söring 55 Jahre alt.
Über sein erstes Jahr in Freiheit hat er nun ein Buch geschrieben.
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