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Vergewaltigungfall von Stanford: "Persky muss gehen"

Foto: AP/ The Recorder

Vergewaltigungsfall an Uni Stanford "Rückgrat aus Stahl"

Nach dem milden Urteil gegen einen Vergewaltiger an der US-Universität Stanford solidarisieren sich immer mehr Prominente mit dem 23-jährigen Opfer. Vize-Präsident Joe Biden sprach der Frau in einem offenen Brief Mut zu.

"Ich kenne deinen Namen nicht, aber deine Worte haben sich für immer in meinem Herzen eingebrannt": Mit diesen Worten beginnt US-Vizepräsident Joe Biden seinen Brief an eine 23-Jährige. Die Frau musste in der vergangenen Woche vor Gericht in Palo Alto anhören, wie ihr Vergewaltiger zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde.

Im Januar 2015 hatte Brock Turner, ein ehemaliger Athlet der Universität Stanford, die junge Frau vergewaltigt. Die Tat geschah nach einer Party der Studentenverbindung Kappa Alpha. Zwei Absolventen der Universität, die mit ihren Fahrrädern vorbeifuhren, hatten bemerkt, wie sich Turner hinter einem Müllcontainer an der bewusstlosen Frau vergangen hatte. Erst drei Stunden nach dem Überfall war die 23-Jährige im Krankenhaus wieder zu sich gekommen.

In einer aufwühlenden Erklärung, die die Frau vor Gericht verlas, und die auf der Seite "Buzzfeed" in ganzer Länge veröffentlicht wurde, hatte das Opfer seinen Peiniger mit seiner Tat und ihren Auswirkungen konfrontiert. "Du kennst mich nicht, aber du warst in mir", heißt es darin. Dann schilderte sie die entwürdigenden Folgen der Tat, unter der sie noch ein Jahr später jeden Tag leide.

"Sein Sohn wird gezeichnet sein"

"Du bist eine Kriegerin - mit einem Rückgrat aus Stahl", erklärte nun Joe Biden. Er sei voller Respekt für ihren Mut, die Dinge, die ihr angetan wurden, so klar zu benennen und so leidenschaftlich für ihre Würde einzutreten, schrieb Biden ihr in seinem Brief. "Du wirst niemals von dem gezeichnet werden, was der Vater des Angeklagten so herzlos '20 Minuten Action' nannte", erklärte der Politiker in Anspielung auf den Brief von Dan Turner, der die Taten seines Sohnes heruntergespielt hatte. "Sein Sohn wird gezeichnet sein."

Biden beklagte eine "Kultur, die Passivität bewirkt" und sprach dem Opfer zu: "Ich glaube dir. Es ist nicht deine Schuld. Was du erleiden musstest, ist niemals, niemals, niemals die Schuld einer Frau."

Auch andere Prominente äußerten sich in dem Fall. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio versammelte Prominente und Regierungsvertreter in seinem Büro. Gemeinsam lasen seine Frau Chirlane McCray, die Schauspielerinnen Cynthia Nixon, Karen Olivio, Stacey Sargeant und örtliche Regierungsvertreter die Erklärung des Opfers vor, die so viele Menschen bewegt hatte.

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Am Mittwoch hatte die Schauspielerin Lena Dunham mit ihren Kolleginnen aus der Serie "Girls" ebenfalls ein Video für die 23-Jährige aufgenommen. Darin sprachen die vier Schauspielerinnen dem Opfer Mut zu und forderten Konsequenzen für den Umgang mit sexueller Gewalt in der Gesellschaft. "Ich widme dies hier der tapferen Überlebenden des Stanford-Falls, die so viel gegeben hat, um die Diskussion zu ändern." Mit diesen Worten teilte Lena Dunham das Video auf Twitter.

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Weigerung, mit Richter zu arbeiten

Eine Jury hatte den 20-jährigen Turner mehrerer Verbrechen für schuldig befunden - darunter auch eines Angriffs mit der Absicht, das Opfer zu vergewaltigen. Turner hatte sich darauf berufen, während der Tat, wie sein Opfer, stark betrunken gewesen zu sein.

Die Strafe fiel mit sechs Monaten extrem milde aus. Der Richter, Aaron Perksy, ebenfalls ein früherer Stanford-Student und -Sportler, begründete die sechs Monate Haft für den ehemaligen Schwimmstar mit dessen Jugend und seiner bisherigen Straffreiheit. "Eine Gefängnisstrafe hätte schwere Auswirkungen auf ihn."

Dem "Guardian" zufolge wird Turner wahrscheinlich nicht länger als drei Monate der Strafe absitzen müssen. Das Urteil hatte dementsprechend Bestürzung und Proteste ausgelöst, die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre Haft gefordert. Eine Onlinepetition , in der die Amtsenthebung von Richter Persky gefordert wird, hat derzeit mehr als eine Million Unterstützer. Mindestens zehn angehende Juroren erklärten, sie seien nicht bereit, mit Persky zusammenzuarbeiten.

Helden fahren Fahrrad

Ein Angriff sei kein Unfall, warf die 23-Jährige dem Täter vor, der sie entkleidet, mit den Fingern penetriert und sich an ihrem bewusstlosen Körper gerieben hatte. Die Universität Stanford hat Turner untersagt, den Campus zu betreten. Die Studentenverbindung Kappa Alpha, auf deren Party das Verbrechen geschah, drückte ihre Bestürzung über den Vorfall aus.

Brock Turner selbst veröffentlichte einen Brief, in dem er sich über seine Behandlung beklagte. Er wolle eine "Stimme der Vernunft" sein und junge Menschen vor den Folgen überhöhten Alkoholkonsums warnen, heißt es in dem Schreiben, das dem "Guardian"  vorliegt. Eine Freundin Turners und eine Beratungsschülerin entschuldigten sich, nachdem sie zuvor entlastende Statements zugunsten von Turner abgegeben hatten.

Die vergewaltigte 23-Jährige erklärte, über ihrem Bett hingen zwei kleine gemalte Fahrräder, um sie an ihre Retter zu erinnern, die durch Zufall am Tatort vorbeigeradelt waren. In seinem Brief schrieb Joe Biden: "Ich kenne deinen Namen nicht, aber dank dir weiß ich, dass Helden Fahrrad fahren.

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