Prozessauftakt in München Ex-Agenten verweigern Aussage zu Mordkomplott

Angeklagte Mustac (4. v. l.) und Perkovic (3. v. r.) bei ihrer Ankunft vor Gericht: Schädel mit Haumesser eingeschlagen
Foto: MICHAELA REHLE/ REUTERSMünchen - Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Mord an einem jugoslawischen Oppositionellen in Bayern hat am Oberlandesgericht München der Prozess gegen zwei frühere Spitzenagenten begonnen. Die Bundesanwaltschaft wirft den ehemaligen Geheimdienstoffizieren Zdravko Mustac und Josip Perkovic die Vorbereitung des Attentats im Jahr 1983 im oberbayerischen Wolfratshausen vor. Opfer war der Regimegegner Stjepan Durekovic. "Durekovic gehörte zur Gruppe in Deutschland lebender, führender jugoslawischer Oppositioneller, gegen die jugoslawische Geheimdienste seit dem Jahr 1967 systematisch mit Mordanschlägen vorgegangen waren", sagte Bundesanwalt Wolf-Dieter Dietrich.
Durekovic wurde in der als Druckerei genutzten Garage eines Bekannten getötet. Die Attentäter streckten den Oppositionellen mit sechs Kugeln aus einer schallgedämpften Ceska-Pistole und einer Beretta nieder. Zusätzlich schlugen sie ihm - wahrscheinlich mit einer Art Haumesser - den Kopf ein. "Die Identität der Täter, die ihrem ahnungslosen Opfer in der Garage aufgelauert hatten, steht nicht sicher fest", sagte Dietrich. Die Bundesanwaltschaft sei jedoch überzeugt, dass die beiden Kroaten Mustac und Perkovic das Mordkomplott auf Anordnung hochrangiger jugoslawischer Politiker eingeleitet hätten. Vordergründig sei Durekovics Regimekritik das Motiv gewesen, tatsächlich hätten illegale Geschäfte beim staatlichen Mineralölkonzern INA vertuscht werden sollen.
Nachschlüssel an Mörder weitergereicht
Als Chef des Geheimdienstes SDS in der damaligen jugoslawischen Teilrepublik Kroatien habe Mustac seinen Abteilungsleiter Perkovic beauftragt, den Mord zu planen, sagte Dietrich. Dafür habe sich Perkovic vom Besitzer der Garage einen Nachschlüssel geben lassen und diesen an die Auftragsmörder weitergereicht.
Der Garagenbesitzer, der in den Plan eingeweiht war, wurde als bisher einziger Beteiligter 2008 in München zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits damals stellte das Gericht fest, dass in den siebziger und achtziger Jahren in der Bundesrepublik 22 Exil-Kroaten auf Betreiben jugoslawischer Politiker ermordet wurden .
Dem 72-jährigen Mustac und dem drei Jahre jüngeren Perkovic drohen im Fall einer Verurteilung ebenfalls lebenslange Freiheitsstrafen. Beide hatten die Vorwürfe bei früheren Gelegenheiten zurückgewiesen. Vor Gericht in München machten sie nun keine Angaben zur Sache; die Verlesung der Anklage verfolgten sie ohne erkennbare Regung. Richter Manfred Dauster hat für den Prozess rund 50 Verhandlungstage bis April 2015 eingeplant. Die Witwe des Opfers tritt als Nebenklägerin auf. Sie erschien wegen ihres angeschlagenen Gesundheitszustands aber nicht vor Gericht.
Der Fall Durekovic hatte im vergangenen Jahr europaweit Aufsehen erregt. Kroatien lehnte eine Auslieferung der beiden Tatverdächtigen nach Deutschland ab und änderte sogar ein Gesetz, so dass der internationale Haftbefehl zunächst ins Leere lief. Erst auf Druck der EU-Kommission, die dem Land mit dem Entzug finanzieller Hilfen drohte, übergab Kroatien die Männer im vergangenen Frühjahr an die deutschen Behörden. Mustac und Perkovic sitzen seither in Untersuchungshaft.