Juwelendiebstahl in Dresden
Schmuckstücke aus Grünem Gewölbe angeblich in Israel angeboten
Unbekannte haben einer israelischen Sicherheitsfirma offenbar Schmuckstücke angeboten, die beim Juwelendiebstahl in Dresden erbeutet wurden. Die Forderung: neun Millionen Euro.
Der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens (von Jean Jacques Pallard, zwischen 1746-1749): Er ist besetzt mit Brillanten und Rubinen
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Jürgen Karpinski/ Grünes Gewölbe/ Polizeidirektion Dresden/ dpa
Eine israelische Sicherheitsfirma hat nach eigenen Angaben Schmuckstücke aus dem Einbruch im Dresdner Grünen Gewölbe angeboten bekommen. Unbekannte verlangten demnach in E-Mails neun Millionen Euro für den Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens und den "Sächsischen Weißen". Dies teilte der Geschäftsführer der israelischen Sicherheitsfirma CGI, Zvika Nave, mit.
Die Firma ist nach eigenen Angaben mit der Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen im Grünen Gewölbe beauftragt sowie mit der Untersuchung des Einbruchs. Die Zahlung sollte demnach in der Internetwährung Bitcoin erfolgen. "Alle Informationen wurden in Echtzeit an die Dresdner Staatsanwaltschaft übergeben", sagte Nave. Die E-Mail-Absender schrieben, ihre Nachricht sei nicht nachzuverfolgen, sie verwendeten verschiedene Verschlüsselungstechniken.
Die deutschen Ermittlungsbehörden haben die Darstellungen CGIs inzwischen in weiten Teilen zurückgewiesen. Staatsanwaltschaft und Polizei in Dresden hätten die israelische Firma nicht beauftragt, teilte die Anklagebehörde mit. Es lägen auch keine Hinweise darauf vor, dass im Grünen Gewölbe gestohlener Schmuck zum Kauf angeboten worden sei.
Auch die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) zeigten sich überrascht über die angebliche Involvierung CGIs. Von dem Sachverhalt habe man keine Kenntnis, sagte SKD-Sprecher Stephan Adam. Zudem betonten die Kunstsammlungen, die Sicherheitsfirma CGI nicht mit Ermittlungen beauftragt zu haben. "Die Firma hat zu uns auch keinen Kontakt aufgenommen."
Das Achselband mit dem "Sächsischen Weißen" und der Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens gehören zu gut zwei Dutzend erbeuteten barocken Schmuckstücken aus Diamanten und Brillanten.
Foto: David Brandt/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Einbruch ins Grüne Gewölbe: Diese Juwelen haben die Diebe gestohlen
Zwei Unbekannte waren am frühen Morgen des 25. November mit Gewalt in das berühmte Museum des 18. Jahrhunderts im Erdgeschoss des Residenzschlosses eingedrungen. Sie hatten ein Fenstergitter durchtrennt, das Fenster herausgestemmt, im Juwelenzimmer mit einer Axt Löcher in die Vitrine mit den prächtigsten Stücken gehackt und zugegriffen.
Der Coup sorgte weltweit für Schlagzeilen und dauerte nur wenige Minuten. Als die Polizei eintraf, waren Diebe und Beute verschwunden. Die Sonderkommission "Epaulette" hat bislang keine heiße Spur. Bis Ende des Jahres waren den Ermittlern zufolge mehr als 1100 Hinweise eingegangen. Gut 700 Spuren seien gesichert worden. Die Behörden gehen angesichts der insgesamt vier Täter - zwei fuhren das später in Brand gesetzte Fluchtauto - von einer Bande aus.
19 BilderEinbruch ins Grüne Gewölbe: Diese Juwelen haben die Diebe gestohlen
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Mehrere Täter brachen am Montag in das Grüne Gewölbe im Dresdner Stadtschloss ein. Zuerst hatte die Polizei mitgeteilt, zehn Gegenstände würden fehlen.
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Doch nun gibt es neue Informationen: Am Dienstagnachmittag durfte Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes, die Sammlung erstmals begutachten und Fotos anfertigen. Sein Fazit: Elf Objekte fehlen, Teile von zwei Objekten und ein paar Rockknöpfe.
Foto: Jens Schlueter/ Getty Images
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Darunter diese beiden gewölbten Schuhschnallen, die mit 16 großen und 36 kleinen Diamanten besetzt sind.
Foto: Jürgen Karpinski/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Auch dieses Schmuckstück, genannt Große Diamantrose, wurde gestohlen.
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Ein Gegenstand von unschätzbarem Wert - der nun weg ist: Die Epaulette mit dem "Sächsischen Weißen" Diamanten (ganz oben). Sie war als Gewandschmuck gedacht. Gleich drei Juweliere waren an der Schaffung des Juwels beteiligt. Den "Sächsischen Weißen" hatte August der Starke am 1.Februar 1728 für 200.000 Taler erworben.
Foto: Jürgen Karpinski/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Dieser Hutschmuck wird als Reiherstutz bezeichnet. August Gotthelf Globig fertigte ihn als ein künstliches Bündel aus neun schlanken, brillantbesetzten "Federn". Wie der Hutschmuck getragen wurde, ist nicht bekannt. Eine Möglichkeit: Dreispitze besaßen im späten 18. Jahrhundert steife halbkreisförmige Krempen. Mithilfe von an den Stegen des Reiherstutzes angebrachten Ösen konnte dieser Hutschmuck auf die Krempe genäht werden.
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Auch dieser Diamantschmuck fehlt...
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, ebenso das Brillantkollier der Königin Amalie Auguste. Es ist nur noch in Teilen erhalten.
Foto: Jürgen Karpinski/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Auch von diesen zehn Rockknöpfen sind nicht mehr alle da. Jeder von ihnen ist mit einem großen und mehreren kleinen Diamanten besetzt.
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Der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens (von Jean Jacques Pallard, zw. 1746-1749) wurde ebenfalls gestohlen. Er ist besetzt mit Brillanten, Rubinen, Gold und Silber. Es ist das letzte erhaltene Schmuckstück der "neuen Brillanten Garnitur" - dem kostbarsten Schmuckensemble der sächsisch-polnischen Monarchie.
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Auch das Kleinod des polnischen Weißen Adler-Ordens ist verschwunden. Es wurde zwischen 1782 und 1798 für Friedrich August III. geschaffen, den ersten König von Sachsen. Er wurde schon als Kind zum Ritter des Ordens bestimmt. Doch in seine Zeit fiel der Verlust der polnischen Königswürde - damit waren die sächsischen Kurfürsten auch keine Großmeister des Weißen Adler-Ordens mehr. Trotzdem blieb die Verbindung eng, was sich etwa an einer in Dresden verbleibenden Ordenskanzlei zeigt.
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Die Große Brustschleife aus dem Schmuck der Königinnen nahmen die Diebe ebenfalls mit. Schleifen dieser Art wurden unterhalb des Ausschnittes getragen und dienten um 1800 als höfischer Damenschmuck. 1782 ließ Kurfürst Friedrich August III. die Brustschleife mit reichem Diamantbesatz für seine Gemahlin Amalie Auguste herstellen. Der Anlass war wohl die Geburt des ersten Kindes. Die Schleife ist mit 51 großen und 611 kleinen Brillanten besetzt.
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Hutschmuck von hohem Wert: Die Hutagraffe der Diamantrosengarnitur fehlt der Sammlung im Dresdner Schloss nun ebenfalls. Sie ist besetzt mit 15 großen und 103 kleinen Diamanten. Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, sagte im ZDF: "Die Täter konnten nicht alles mitnehmen, weil alle Objekte auch einzeln befestigt waren, sie waren mit Stichen vernäht mit dem Untergrund."
Foto: Jürgen Karpinski/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Mit einer Axt zerstörten die Einbrecher die Vitrine, um an die Schmuckstücke zu gelangen. Sie stahlen auch diesen historischen Kopfschmuck: Eine Aigrette für das Haar in Form einer Sonne.
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Dieser Degen aus der Diamantrosengarnitur ist besetzt mit 770 kleineren und neun größeren Diamanten. Er diente bei Hofe als Prunkwaffe - und wurde gestohlen.
Foto: Jürgen Karpinski/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Diese Achselschleife ist besetzt mit 20 großen und 216 kleinen Diamanten. Von ihr ist laut Museum nur noch ein Teilstück vorhanden.
Nach der auch als "Epaulette" bezeichneten Kostbarkeit ist die Sonderkommission der Dresdner Polizei benannt. 20 große und 216 kleine Diamanten zieren das schwere Schmuckstück, das mit Fixierungen an das Gewand angebracht wurde.
Foto: Jürgen Karpinski/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Doch Gewölbe-Direktor Syndram entdeckte drei als gestohlen gemeldete Werke am Tatort: Darunter diese Kette aus 177 sächsischen Perlen. Syndram zufolge war sie von Löschpulver überzogen. Die Diebe versprühten es, um Spuren zu verwischen. Die Perlen wurden vor 1743 aus vogtländischen Gewässern entnommen, Zentrum war der Oberlauf der Weißen Elster. Die Perlenfischerei war Kronregal - alle Erträge mussten also an die sächsischen Herrscher abgeführt werden.
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Dieses Schmuckstück diente einst als Coulant eines Ordens - also als Schieber, durch den das Band gezogen wurde, um den Orden tragen zu können. Es wurde als gestohlen gemeldet - und gefunden,...
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...ebenso wie dieses Haarteil in Halbmondform.
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