Kachelmann Ex-Geliebte erhielt 50.000 Euro für Interview

Jörg Kachelmanns Verteidiger sieht sich im Recht: Einer Honorarvereinbarung zufolge hat die "Bunte" einer Ex-Geliebten des Moderators 50.000 Euro für ein Interview gezahlt. Der Anwalt fragte nun, welche Gegenleistungen die Zeugin neben dem Interview noch erbracht habe.
Anwalt Schwenn, Mandant Kachelmann: Neuer Schlagabtausch mit der Staatsanwaltschaft

Anwalt Schwenn, Mandant Kachelmann: Neuer Schlagabtausch mit der Staatsanwaltschaft

Foto: Ronald Wittek/ dpa

Mannheim - Jörg Kachelmanns Verteidiger war sich sicher: Deutsche Medien haben eine Zeugin bezahlt, die behauptet, der Moderator habe ihr Gewalt angetan. Vor Gericht beantragte Johann Schwenn, die Frau solle die Honorarvereinbarung vorlegen. Dem kam die Zeugin nach. Der Vorsitzende Richter Michael Seidling des Landgerichts Mannheim verteilte den Vertrag am Mittwoch, dem 33. Verhandlungstag, an die Prozessbeteiligten.

Demnach hat die Ex-Geliebte von Jörg Kachelmann 50.000 Euro für ein Interview mit der "Bunten" erhalten.

Die Frau, die in Hamburg lebt, hatte sich in dem Interview ausführlich über ihre langjährige Beziehung zu dem 52-jährigen Schweizer geäußert. Verteidiger Schwenn sprach von einer "Rekordsumme" und warf am Mittwoch die Frage auf, welche Gegenleistungen die Zeugin neben dem Interview noch erbracht habe. Der Jurist vermutet, dass das die höchste Summe sei, die einer Ex-Geliebten im Fall Kachelmann gezahlt wurde. Auch andere Frauen hatten sich in diversen Medien geäußert.

Die Zeitschrift aus dem Burda-Verlag hatte bereits vor Beginn des Prozesses am Landgericht Mannheim eine Titelgeschichte mit der Ex-Freundin Kachelmanns veröffentlicht, in der sie ausführlich über ihre frühere Beziehung zu dem Schweizer sprach. Laut Interview war sie bis zur Verhaftung des prominenten Wetterexperten davon ausgegangen, dass sie seine einzige Partnerin sei. Erst nach Erscheinen der Titelgeschichte sagte sie als Zeugin vor Gericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. In ihrer Aussage ging es auch um Details aus dem Intimleben.

Der Burda-Verlag erklärte, dass die "exklusive Vereinbarung" zwischen "Bunte" und der Zeugin ein Interview und eine Fotoproduktion umfasste. "Darüber hinaus äußert sich Bunte nicht zu Honoraren." Das Gespräch enthalte keine Aussagen, "die (nach unserer Kenntnis) nicht auch schon zuvor von der Polizei zu Protokoll genommen wurden. Es enthält ebenfalls keinerlei Aussagen, die den Angeklagten juristisch belasten", teilte der Verlag weiter mit.

"Event": Polizist nahm Tochter mit zur Festnahme

Am Mittwoch vernahm das Gericht zudem einen Kriminalbeamten, der bei der Festnahme Kachelmanns am Frankfurter Flughafen am 20. März 2010 dabei war. Der Schweizer habe gefasst gewirkt, sagte der Polizist.

Der Beamte hatte bei dem Einsatz seine Tochter mitgenommen, die ein Praktikum in der Dienststelle ihres Vaters machte. Schwenn kritisierte die Anwesenheit der Frau scharf und sprach von einem "Festnahme-Event". Der Beamte räumte ein, dass Praktika von Verwandten auf der selben Dienststelle unüblich seien.

Wenig Erfolg hatte Schwenn mit dem Versuch, den Anwalt des mutmaßlichen Opfers als Zeugen zu vernehmen. Thomas Franz verweigerte die Aussage zu einem Telefonat mit dem umstrittenen Trauma-Experten Günter Seidler. Schwenn bezweifelt, dass der Anwalt dem Psychotherapeuten tatsächlich von Sorgen des Oberlandesgerichts Karlsruhe um die Ex-Geliebte berichtete, nachdem das Gericht am 29. Juli den Haftbefehl gegen Kachelmann aufgehoben hatte.

Kachelmann trug im Gericht einen schmalen Ring am Finger

Schwenn wirft Seidler, der das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer als Therapeut betreut, "Wahrnehmungsverzerrung" vor. Seidler vertritt die These, Erinnerungslücken der 38-Jährigen seien auf eine Traumatisierung zurückzuführen. Diese Erklärung für die lückenhaften Angaben der Frau ist zwischen Verteidigung und Anklage heftig umstritten.

Für eine Nachfrage des Gerichts sorgte ein schmaler Ring an Kachelmanns linker Hand, den er bisher nicht getragen hatte. Der 52-Jährige wollte sich dazu nicht äußern.

Der Prozess wird an diesem Freitag fortgesetzt. Dann soll noch einmal das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer vernommen werden. Schwenn will die 38-Jährige mit den bisherigen Ergebnissen der Beweisaufnahme konfrontieren. Die Frau hatte bei ihrem Auftritt im Oktober vor Gericht für Aufsehen gesorgt. Um sich vor Fotografen zu schützen, hielt sie sich ein Buch vor das Gesicht - mit dem Titel "Der Soziopath von nebenan".

Kachelmann steht wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung seit Anfang September in Mannheim vor Gericht. Seine 38 Jahre alte Ex-Geliebte aus Schwetzingen hatte ihn angezeigt. Der Moderator bestreitet die Vorwürfe.

jjc/dpa
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