»Widerspricht nicht meiner eidesstattlichen Erklärung« Kardinal Woelki bestreitet Kenntnisse über Missbrauchstäter

Drei katholische Priester haben den Kölner Erzbischof wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung angezeigt. Woelki äußerte sich nun erneut zu dem Missbrauchsfall um einen verstorbenen Sternsinger-Präsidenten.
Woelki im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa

Woelki im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa

Foto: Federico Gambarini / dpa

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Zweifel an einer von ihm abgegebenen eidesstattlichen Versicherung zu einem mutmaßlichen Missbrauchstäter zurückgewiesen. »Ich werde garantiert nicht hingehen und als Bischof einen Meineid leisten«, sagte Woelki der Nachrichtenagentur dpa.

Im konkreten Fall geht es um ein presserechtliches Verfahren, in dem Woelki versicherte, erst ab der vierten Juniwoche mit dem Missbrauchsfall um den ehemaligen Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz befasst worden zu sein. Der Deutschlandfunk und die »Zeit«-Beilage »Christ & Welt« hatten berichtet, dass Woelkis Büroleiterin bereits Anfang Mai einen mutmaßlichen Betroffenen zum Gespräch mit dem Kardinal eingeladen hatte.

Drei katholische Priester haben nach eigenen Angaben vom Freitag in der Sache Strafanzeige gegen Woelki wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung gestellt.

Woelki betonte in dem Interview, dass seine Darstellung absolut zutreffend sei. Der Betroffene habe sich für ein Gespräch mit ihm angemeldet, und sein Sekretariat habe mit ihm einen Termin ausgemacht, »ohne zu wissen, wen er da gegebenenfalls beschuldigen würde. Insofern widerspricht das überhaupt nicht meiner eidesstattlichen Erklärung«.

Die Kirche wusste seit 2012 Bescheid

Gegen den 2019 gestorbenen Pilz, der früher regelmäßig mit Sternsingern im Kanzleramt posiert hatte, gab es Missbrauchsvorwürfe, von denen die Kirche spätestens seit 2012 wusste.

Woelkis Vorgänger Kardinal Joachim Meisner hatte Pilz 2014 den Kontakt zu Kindern verboten. Als der frühere Sternsinger-Chef und Autor des Kirchenliedklassikers »Laudato si« 2019 starb, veröffentlichte das Erzbistum Köln gleichwohl einen überschwänglichen Nachruf. Das Bistum Dresden-Meißen, in dem Pilz seine letzten Lebensjahre verbracht hatte, wurde vom Erzbistum Köln nicht über die Vorwürfe gegen ihn informiert.

Woelki war in die Kritik geraten , als er sich 2020 entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen aufgrund von rechtlichen Bedenken nicht zu veröffentlichen. Er gab stattdessen eine neue Untersuchung in Auftrag.

Im vergangenen Jahr schickte Papst Franziskus Woelki in eine fünfmonatige Auszeit, nachdem er ihm »große Fehler« in seiner Kommunikation vorgeworfen hatte. Anschließend forderte der Papst ihn auf, ein Rücktrittsgesuch einzureichen. Über dieses Gesuch hat der Papst aber bis heute nicht entschieden.

hba/dpa
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