Katholische Kirche Bischof Bätzing beförderte Priester trotz Belästigungsvorwürfen

Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat einen Priester einem Bericht der »Zeit« zufolge zum Bezirksdekan berufen, obwohl dieser zwei Frauen sexuell belästigt haben soll. Zuvor hatte er den Mann selbst getadelt.
Georg Bätzing: »Förmlicher Tadel«

Georg Bätzing: »Förmlicher Tadel«

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Sebastian Gollnow / dpa

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing hat in seinem Bistum trotz Belästigungsvorwürfen einen Priester in eine Führungsposition befördert. Das berichtet die Wochenzeitung »Die Zeit« .

Bätzing habe den von ihm selbst wegen der Belästigung von zwei Frauen ermahnten Mann demnach zum Bezirksdekan berufen. Das Bistum bestätigte sowohl die Vorwürfe gegen den Mann als auch dessen Beförderung.

Dem Bericht zufolge soll der Priester im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung verbal und körperlich sexuell belästigt haben. Dies habe die Frau dem Medium geschildert, das Bistum halte die Vorwürfe für glaubwürdig. Eine katholische Gemeindereferentin in Ausbildung soll derselbe Pfarrer zwischen 2006 und 2007 belästigt haben. Auch sie habe ihren Fall der »Zeit« geschildert.

Bätzing habe beide Frauen angehört und dem Pfarrer »einen förmlichen Tadel« ausgesprochen, erklärte die Limburger Pressestelle nach Angaben der Zeitung. »Bei diesem Tadel handelt es sich um eine Ermahnung und nicht um eine strafrechtliche Maßnahme«, erklärte das Bistum demnach. Der Geistliche sei dennoch zu einem von elf Bezirksdekanen ernannt worden. Damit ist der Pfarrer regionaler Vertreter des Bischofs.

Die Limburger Pressestelle Bätzings habe die Ernennung des Gerügten gerechtfertigt, hieß es weiter. »Auch weil es sich nicht um ein strafrelevantes Verhalten handelte, beim Pfarrer Einsicht und Reue vorhanden waren und er sich bei der Gemeindereferentin für sein Verhalten entschuldigt hatte, ernannte ihn der Bischof dann zum Bezirksdekan.«

Die betroffene evangelische Pfarrerin habe die Beförderung kritisiert. In einer Mail an Bätzing, die der »Zeit« vorliege, habe sie geschrieben: »Wie soll eine wirkliche Aufarbeitung vergangener Untaten und eine Abkehr von destruktiven und unheilvollen Strukturen stattfinden, wenn die Täter von einst nicht nur nicht suspendiert, sondern auch noch befördert werden? In moralischer Hinsicht kann ich diese Entscheidung darum nicht nachvollziehen.«

kha/AFP
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