Keine Vene gefunden Hinrichtung von US-Häftling nach zwei Stunden auf Todesstuhl verschoben

Zwei Stunden lang haben Justizbeamte bei einem Todeshäftling im US-Bundesstaat Ohio vergeblich nach einer geeigneten Vene für die Giftspritze gesucht. Weil sie keine fanden, verschoben sie die Hinrichtung schließlich. Experten kritisieren den wiederholten Exekutionsversuch als grausam.

Lucasville - Die Justizbehörden im US-Staat Ohio haben die geplante Hinrichtung eines Straftäters gestoppt, weil sie zwei Stunden lang keine geeignete Vene für die Injektion von Gift gefunden haben. Gouverneur Ted Strickland ordnete schließlich einen einwöchigen Aufschub an.

Justizangestellte im Gefängnis von Lucasville begannen am Dienstag um 14.00 Uhr Ortszeit mit ihren Vorbereitungen für die Hinrichtung des 53-jährigen Romell Broom. Der Todeskandidat unterstützte das Team bei der Suche nach einer geeigneten Vene. Nach einem erneut gescheiterten Versuch bedeckte er das Gesicht und schien zu weinen. Um 16.30 Uhr wurde die Hinrichtung abgebrochen, und die Gefängnisleitung wandte sich an den Gouverneur.

Brooms Anwalt Tim Sweeney schrieb an den Obersten Gerichtshof von Ohio, dass weitere Versuche eine besonders grausame und unübliche Bestrafung darstellen würden. Er berief sich auch auf eine Vorschrift des US-Staates Ohio, wonach eine Hinrichtung mit der Injektion von Gift "schnell und schmerzlos" erfolgen muss.

Broom wurde wegen Vergewaltigung und Ermordung eines 14 Jahre alten Mädchens im Jahr 1984 zum Tode verurteilt. Der Leiter des kritischen Informationszentrums Todesstrafe (Death Penalty Information Center), Richard Dieter, sagte, er rechne nicht damit, dass Broom in einer Woche hingerichtet werde. "Es ist grausam und ungewöhnlich, jemand einem mehrfachen Hinrichtungsversuch auszusetzen." Die Amerikanische Bürgerrechtsunion (ACLU) forderte die Einstellung aller Hinrichtungen in Ohio. Es habe schon 2006 und 2007 ähnliche Pannen gegeben, sagte ACLU-Juristin Carrie Davis. "Wenn der Staat einer Person das Leben nimmt, muss er sicherstellen, dass dies so human wie möglich geschieht."

Bereits 2006 hatte in Ohio eine Hinrichtung aus dem gleichen Grund 90 Minuten gedauert. Der Todeshäftling hatte Medienberichten zufolge während der Exekution wiederholt den Kopf geschüttelt und gesagt: "Es funktioniert nicht."

anr/AP/dpa
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