Städtischer Mitarbeiter in Köln erstochen Verdächtiger ist vermutlich schuldunfähig

Oberbürgermeisterin Reker: "Man geht morgens zum Dienst - und kehrt nicht mehr zurück"
Foto: Oliver Berg/ DPAEin tödlicher Messerangriff auf einen städtischen Angestellten in Köln hat eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst. Oberbürgermeisterin Henriette Reker war die Erschütterung wenige Stunden nach der Tat deutlich anzusehen. "Es ist ja ganz unvorstellbar, dass man morgens zum Dienst geht - und kehrt nicht mehr zurück", sagte Reker, die vor vier Jahren selbst Opfer eines Messerangriffs war.
"Die Verrohung unserer Gesellschaft scheint keine Grenzen mehr zu kennen", sagte die parteilose Politikerin. Dies beginne bei der Sprache und ende mit solchen Taten.
Am Vormittag hatte ein Mann zwei Mitarbeiter der Stadtkämmerei, die bei dem säumigen Bürger Geld eintreiben wollten, mit einem Messer attackiert. Ein 47-jähriger Mitarbeiter erlag seinen Verletzungen, seine Kollegin kam mit einem Schock ins Krankenhaus.

Ermittler am Tatort: "Zunehmende Gewalt"
Foto: Marius Becker/ DPADie Polizei nahm den mutmaßlichen Täter fest, der wegen einer psychischen Erkrankung vermutlich schuldunfähig ist. Der 60-Jährige soll laut Polizei im März schon einmal eine städtische Mitarbeiterin angegriffen und mit einem Schraubendreher leicht verletzt haben.
Die beiden von dem jetzigen Angriff betroffenen Mitarbeiter arbeiteten in der Vollstreckungsabteilung der Kämmerei. Deren Mitarbeiter suchen Schuldner auf, die Rechnungen auch nach mehreren Mahnungen nicht beglichen haben. Sie versuchen, das Geld einzutreiben und können auch Pfändungen vornehmen.
"Das bereitet mir wirklich Sorge"
"Ich glaube, wir brauchen in unserer Gesellschaft dringend eine Debatte über Respekt gegenüber Amtsträgern", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU). "Die zunehmende Gewalt gegenüber diesen Menschen, die im Auftrag der Allgemeinheit unterwegs sind, bereitet mir wirklich Sorge."
Auch der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbunds in NRW zeigte sich entsetzt: Die Tat zeige, dass die Hemmschwelle für Gewalt gegen staatliche Beschäftigte immer weiter sinke, teilte Roland Staude mit.
Oberbürgermeisterin Reker sicherte den Mitarbeitern der Kämmerei psychologische Unterstützung zu. "Es ist schon so, dass in solchen Situationen auch eigene Erlebnisse zurückkommen", sagte Reker, die einen Tag vor der OB-Wahl 2015 bei einem Messerattentat schwer verletzt worden war. "Wahrscheinlich wird man das auch nie ganz verdrängen können."