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Plünderungen in England: Fahndung auf Videoleinwand

Foto: GLYN KIRK/ AFP

Krawalle in England Plünderer am Hightech-Pranger

Die britische Polizei setzt bei der Aufklärung der Krawalle auf ein drastisches Mittel: In Birmingham zeigen die Ermittler Großaufnahmen von Plünderern auf einem Bildschirm in der Innenstadt - und bitten die Bevölkerung um Hinweise zu den Tätern.

London - Zu Beginn der Krawalle wurde die britische Polizei für ihre Zurückhaltung kritisiert, doch bei der Aufarbeitung gehen die Ermittler nun kompromisslos vor: Auf einem mehr als sechs Quadratmeter großen Bildschirm präsentierten sie in der Innenstadt von Birmingham Bilder von Überwachungskameras, die Plünderer in Großaufnahme zeigen.

Die Leinwand, die auf einem Kleinbus montiert ist, wurde erstmals am Donnerstag eingesetzt und machte am Freitag an mehreren öffentlichen Plätzen Station. Anwohner wurden gefragt, ob sie die Gesuchten kennen. In Birmingham sollen so in den nächsten Tagen abwechselnd mehr als 50 Aufnahmen von mutmaßlichen Krawallmachern gezeigt werden.

"Die Medien haben bereits Fotos von denjenigen veröffentlicht, die wir suchen, aber wir sind entschlossen, die Verdächtigen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur Rechenschaft zu ziehen", sagte der Polizist Mark Rushton. Bereits am Donnerstag habe es eine "großartige Resonanz" gegeben. Mehr als 500 Hinweise seien telefonisch oder per E-Mail bei der Polizei eingegangen.

Bei den Krawallen in London und anderen englischen Städten waren unzählige Läden gestürmt und ausgeraubt worden. Die Londoner Polizei zeigt Bilder und Videos von Tatverdächtigen im Internet .

Die Krawalle hatten in der Nacht zum Sonntag begonnen, angesichts einer massiven Aufstockung von Polizisten beruhigte sich die Lage am Mittwochabend aber deutlich. Seitdem wurden keine größeren Zwischenfälle gemeldet. Insgesamt wurden mehr als 1500 Menschen festgenommen. Weil die Gerichte praktisch rund um die Uhr arbeiten, mussten sich bereits rund 500 Menschen vor der Justiz verantworten.

Polizei widerspricht Cameron

Bei den Krawallen kamen fünf Menschen ums Leben: Ein 26-Jähriger wurde erschossen, drei pakistanische Einwanderer wurden überfahren, ein 68-Jähriger starb in der Nacht auf Freitag an schweren Kopfverletzungen.

Premierminister David Cameron hatte am Donnerstag die Polizei mit mehr Befugnissen ausgestattet, um der Lage Herr zu werden. In seiner Regierungserklärung hatte er gesagt, dass zum Höhepunkt der Unruhen am Montag "viel zu wenige" Polizisten im Einsatz gewesen seien. Innenministerin Theresa May äußerte sich später ähnlich.

Die Polizei wehrte sich am Freitag gegen diese Kritik. Die Beamten seien mit einer "noch nie dagewesenen Situation" im ganzen Land konfrontiert gewesen und hätten vor diesem Hintergrund "hervorragend" reagiert, sagte Hugh Orde, Präsident der Vereinigung der Polizeichefs, der BBC. Aufrufen von Ministerin May nach einem Urlaubsstopp für Polizisten erteilte er eine Absage. Zu solchen Forderungen sei sie nicht befugt. Das Polizeiaufgebot war am Mittwoch allein in London auf 16.000 Beamte aufgestockt worden.

hut/dpa/AFP
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