Kriminalitäts-Ranking
Die gefährlichsten Länder in der EU
Raub, Diebstahl, Vergewaltigungen - eine neue Umfrage zeigt, welches die sichersten, welches die gefährlichsten Länder der EU sind. Die Deutschen werden vergleichsweise selten Opfer von Kriminellen. Allerdings: Die Zahl der Sexualdelikte ist erschreckend hoch.
Brüssel - Wurden Sie Opfer von Raub, Diebstahl oder Einbruch? Für den aktuellen Opferreport wurden insgesamt rund 35.000 repräsentativ ausgewählte Menschen aus den 15 alten EU-Mitgliedsstaaten sowie aus Polen, Ungarn und Estland über ihre Erfahrungen mit "gewöhnlichen Straftaten" befragt. Das Konsortium unter Beteiligung des Meinungsforschungsinstituts Gallup und des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht befragte auch 2000 deutschen Bürger.
Die kriminellsten Metropolen
Metropole
Kriminalität*
London
32%
Tallinn
30%
Amsterdam
27%
Belfast
26%
Dublin
26%
Kopenhagen
24%
New York
23%
Stockholm
23%
Brüssel
20%
Berlin
19%
Paris
18%
Istanbul
18%
Wien
17%
Edinburgh
17%
Rom
17%
Helsinki
15%
Madrid
14%
Athen
13%
Budapest
13%
Zagreb
12%
Lissabon
10%
Quelle: EU ICS *Anteil der Bevölkerung, der nach eigenen Angaben binnen eines Jahres Opfer einer Straftat wurde (gewöhnliche Kriminalität wie Auto-/Fahrraddiebstahl, Einbruch, Raub, Taschendiebstahl, sexuelle Übergriffe, Körperverletzung)
Im Gegensatz zu den gängigen Polizei-Statistiken, die naturgemäß nur behördlich erfasste Fälle darstellen können, fließen in das Forschungsprojekt "European Crime and Safety Survey" (EU ICS) zusätzlich auch jene Straftaten ein, bei denen die Opfer darauf verzichtet haben, Anzeige zu erstatten.
Und so zeigt sich: Irland ist das gefährlichste Land der Europäischen Union, dicht gefolgt von Großbritannien. Mehr als 20 Prozent der befragten Iren und Briten haben angegeben, binnen eines Jahres mindestens einmal Opfer einer "gewöhnlichen Straftat" geworden zu sein. Besonders düster sieht es in Großbritanniens Hauptstadt London aus: Hier liegt der Wert sogar bei über 30 Prozent. Damit ist London gefährlicher als New York und Istanbul.
Auf der Liste der gefährlichsten Städte folgen nach der britischen Hauptstadt: Amsterdam, Dublin, Belfast und Kopenhagen. Lissabon ist nach der Umfrage Europas sicherste Hauptstadt, dort waren nur zehn Prozent der Einwohner von gewöhnlicher Kriminalität betroffen.
Die Umfrage zeigt zwar, dass auch in Großbritannien die Zahl der Straftaten abgenommen hat, jedoch nicht in gleichem Ausmaß wie in den meisten anderen EU-Staaten. Nirgendwo wurden mehr Einbrüche verübt als im britischen Königreich - und nirgendwo gibt es mehr Alarmanlagen. Neben Irland und Großbritannien zählen Estland, Dänemark und die Niederlande zu den Kriminalitätshochburgen in der EU.
In Deutschland ist die Lage besser: Die Zahl der sogenannten gewöhnlichen Straftaten wie Einbruch, Diebstahl oder Raub sind nach der Umfrage in Deutschland seit 1999 um vier Prozent zurückgegangen und liegen damit knapp unter dem Schnitt in der Europäischen Union. Einzig bei sexuellen Übergriffen - von Begrapschen bis zu Schlimmerem - weichen die Zahlen in Deutschland gravierend von denen der europäischen Partner ab: Sie liegen 60 Prozent über dem Durchschnitt.
Eine Erklärung für den starken Ausschlag nach oben bei den Sexualdelikten könnte darin bestehen, dass die Deutschen relativ großes Vertrauen in ihre Polizei haben und deswegen eher zu einer Anzeige bereit sind. So liest sich zumindest der Abschlussbericht des Projekts. 74 Prozent finden, dass die Polizei an ihrem Wohnort gute Arbeit leistet; in Estland und Polen sind weniger als 50 Prozent der Befragten dieser Ansicht. Spitzenreiter in dieser Rubrik sind die Finnen mit 90 Prozent.
Angst der Deutschen vor Einbrüchen deutlich zurückgegangen
Selbst jene befragten Deutschen, die in den vergangenen fünf Jahren Opfer einer Straftat geworden sind, zeigten sich zu rund zwei Dritteln zufrieden mit der Arbeit der Polizei. In Griechenland liegt dieser Wert bei unter 30 Prozent, in Estland gar bei weniger als 20 Prozent.
Eine deutliche Entwicklung zeigt sich bei der Furcht der Deutschen vor Einbrüchen. Während im Jahr 2000 noch mehr als die Hälfte der Befragten damit gerechnet hatte, in den kommenden zwölf Monaten Opfer einer solchen Straftat zu werden, hat dies zuletzt weniger als ein Viertel bekundet. Etwa ein Drittel der Deutschen fühlt sich nach Einbruch der Dunkelheit unsicher auf den Straßen - damit liegt die Bundesrepublik auf einem Mittelfeldplatz. Die größte Angst vor nächtlichen Übergriffen haben mit 40 Prozent die Griechen.
Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage aus dem Jahr 2002 hatten doppelt so viele Deutsche negative Erfahrungen mit Straftätern aus dem Bereich der Drogendelikte. Dennoch liegt der aktuelle Wert noch unter dem EU-Durchschnitt. Im Vergleich zu den meisten europäischen Nachbarn haben weit weniger Deutsche Erfahrungen mit Korruption gemacht.