Kriminalstatistik Straftaten auf niedrigstem Stand seit 1992

Die Zahl der Straftaten in Deutschland sinkt weiter. Doch das gilt nicht für alle Delikte: Bei der Verbreitung von Kinderpornografie registriert die Polizei einen deutlichen Anstieg.
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Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hätte zur Abwechslung mal einige gute Nachrichten verkünden können. Doch die für diesen Dienstag geplante Vorstellung der Kriminalstatistik musste wegen der Coronakrise abgesagt werden. Es bleibt in diesem Jahr bei einem Bericht.

Laut dem Papier zählte die Polizei 2019 insgesamt 5,43 Millionen Straftaten - das ist die niedrigste erfasste Zahl seit 1992.

Die Kriminalstatistik ist jedoch nicht unumstritten. Teilweise hat sie nur begrenzte Aussagekraft. Bei der Häufigkeit von Einbrüchen ist die Statistik hingegen sehr genau, weil Delikte hier sehr oft angezeigt werden.

Hier verzeichnete das Bundeskriminalamt (BKA) einen Rückgang um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2015 sind die Fallzahlen beim Wohnungseinbruchsdiebstahl sogar von rund 167.000 auf 87.000 gefallen. Und sie könnten wegen der Coronakrise womöglich weiter zurückgehen: Wenn die Menschen zu Hause bleiben, wird seltener eingebrochen.

Weniger Mord und Totschlag

Einen Rückgang gab es laut der Statistik im Jahr 2019 auch bei der sogenannten Straßenkriminalität, worunter zahlreiche verschiedene Straftaten vom Handtaschenraub bis zum Fahrraddiebstahl zusammengefasst werden. Auch bei Mord und Totschlag lagen die Fallzahlen niedriger als im Vorjahr, wobei auch versuchte Taten erfasst werden. In der Kriminalstatistik nicht enthalten sind allerdings politisch motivierte Straftaten wie der Anschlag von Halle oder der wohl rechtsextreme Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Diese werden in einem eigenen Bericht aufbereitet. 

Doch nicht bei allen Deliktfeldern gehen die Zahlen zurück. Um mehr als 60 Prozent angestiegen sind die erfassten Fälle von Herstellung, Besitz oder Verbreitung von Kinderpornografie. 11.700 Tatverdächtige listete die Kriminalstatistik hier auf, im Vorjahr waren es 6500. 

Vieles spricht dafür, dass hier vor allem ein bisheriges Dunkelfeld aufgehellt wird. Missbrauchsdarstellungen werden oft per Messenger oder E-Mail verschickt. In den USA prüfen Internetdienste die Konten ihrer Kunden automatisiert auf Missbrauchsvideos und melden Funde an eine Zentralstelle. Von dort bekam das BKA 2019 laut WDR rund 60.000 Hinweise auf mögliche Straftaten in Deutschland, und damit nochmals deutlich mehr als in den Vorjahren

Zugenommen hat im Jahr 2019 laut Statistik auch die Zahl der Fälle von Computerkriminalität - um mehr als zehn Prozent auf rund 123.000 Straftaten. Und hier könnten die Zahlen in der Coronakrise weiter steigen. Erst gestern warnte das BKA vor Versuchen Krimineller, die sich als Behördenmitarbeiter ausgeben und E-Mails mit "Corona-Karten" verschicken, aus denen sich angeblich die Infektionszahlen in Echtzeit ablesen ließen. Wer den Link in der Mail öffnet, handelt sich jedoch einen Computer-Virus ein, der die Passwörter der Nutzer abfischt.

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