Memmingen/Wertingen - Die Ermittler waren zunächst von nur 20 Tonnen ausgegangen - und lagen damit offenbar viel zu niedrig. Die Sprecherin der Memminger Staatsanwaltschaft, Renate Thanner, sagte heute, der Betriebsleiter der Wertinger Fleischfirma habe in einer Vernehmung acht bis neun Lieferungen zu je 20 Tonnen von umetikettiertem so genanntem K3-Material nach Berlin zugegeben. Die Lieferungen seien zwischen Juni 2006 und August 2007 erfolgt, hauptsächlich an Firmen in Berlin gegangen. Derzeit wüssten die Ermittler von vier Berliner Betrieben. Die Behörden in der Hauptstadt seien informiert.
Nach jetzigen Erkenntnissen ist das gesamte sogenannte K3-Material von einem Händler in Schleswig-Holstein nach Wertingen geliefert und dort umetikettiert worden. Die Wertinger Firma habe eigentlich keine Genehmigung zum Umgang mit dieser Art Fleisch gehabt, die für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet ist und nur von bestimmten Betrieben zu Tierfutter verarbeitet werden darf.
Thanner sagte, derzeit gebe es keine Hinweise, dass schon der norddeutsche Händler das Fleisch falsch etikettiert habe. Es werde aber weiter nach Komplizen des bayerischen Fleischhändlers geforscht. Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf (CSU) sagte der "Passauer Neuen Presse", nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen sei Wertingen nur ein Puzzlestück. Es gebe möglicherweise einen größeren Zusammenhang. Der Minister ist wegen des
neuen Skandals unter Druck geraten.