Leipzig-Connewitz Polizist in linksalternativem Viertel schwer verletzt

Bei Ausschreitungen in der Silvesternacht ist in Leipzig ein Polizist schwer verletzt worden. Sachsens Innenminister spricht von "gezielten Angriffen auf Menschenleben".
Leipzig: Polizisten räumen eine Kreuzung im Stadtteil Connewitz

Leipzig: Polizisten räumen eine Kreuzung im Stadtteil Connewitz

Foto: Sebastian Willnow/ dpa

Im linksalternativ geprägten Leipziger Stadtteil Connewitz ist es in der Silvesternacht zu Zusammenstößen zwischen Gewalttätern und der Polizei gekommen. Dabei wurde ein Beamter schwer verletzt. Der 38-Jährige habe im Krankenhaus notoperiert werden müssen, nachdem er von Gewalttätern angegriffen worden sei und das Bewusstsein verloren habe, teilte die Polizei am Mittwochmorgen mit.

Im Polizeibericht  heißt es weiter, die Beamten seien kurz nach Mitternacht am Connewitzer Kreuz "massiv mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern angegriffen" worden. Eine Gruppe hätte zudem versucht, einen brennenden Einkaufswagen mitten in eine Einheit Bereitschaftspolizisten zu schieben, und diese mit Pyrotechnik beschossen. Dabei seien neben dem Schwerverletzten drei weitere Polizisten leicht verletzt worden.

Es gab neun Festnahmen, drei Personen wurden noch in der Nacht wieder frei gelassen. Im Fall des schwer verletzten 38-jährigen Polizisten ermittelt das Landeskriminalamt Sachsen wegen versuchten Mordes. Die konkreten Tatumstände und Verletzungen hätten die Staatsanwaltschaft zur Hochstufung veranlasst, teilte ein LKA-Sprecher mit. Zuerst hatte die auf Linksextremismus spezialisierte Sonderkommission LinX wegen versuchten Totschlags ermittelt. Außerdem geht es um Delikte wie schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung.

Die "Volksstimme" aus Leipzig meldet unter Berufung auf Polizeikreise, dem Schwerverletzten sei vor dem Angriff der Helm vom Kopf gerissen worden.

Am Connewitzer Kreuz hatten zuvor rund tausend Menschen Silvester gefeiert. Wegen der Ereignisse war das Gebiet an der Selneckerstraße und an der Wiedebachstraße nicht mehr befahrbar. Ab 2.20 Uhr sperrte die Polizei das Gebiet komplett ab, "um Tatortarbeit durchzuführen". Kurz zuvor hatte sich die Lage wieder beruhigt.

"Offensichtlich organisierte Angriffe"

Der sächsische Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach am Mittwoch von "bewussten und gezielten Angriffen auf Menschenleben" und "schweren Straftaten". Dieses menschenverachtende Vorgehen grenze an versuchten Totschlag und werde mit aller Härte des Rechtsstaates geahndet.

Leipzigs Polizeipräsident Torsten Schultze sprach von "offensichtlich organisierten Angriffen", bei denen die Täter "schwerste Verletzungen von Menschen verursachen beziehungsweise in Kauf nehmen". Schultze betonte: "Polizeibeamte sind Menschen."

Linke kritisiert Polizeigewalt

Die Linkenpolitikerin Jule Nagel hingegen twitterte, Polizisten hätten Unbeteiligte "überrannt". Die Landtagsabgeordnete wirft der Polizei "wirre Einsatzmanöver" vor, "ekelhafte Polizeigewalt" hätte letztlich die Ausschreitungen verursacht. Sie schreibt in diesem Zusammenhang von "kalkulierter Provokation".

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Im Viertel Connewitz in Leipzigs Süden kommt es immer wieder zu Zusammenstößen von Autonomen mit der Polizei. Erst Mitte Dezember gingen dort Hunderte Demonstranten "Gegen Gentrifizierung, Bullen und Faschismus" auf die Straße.

Anmerkung: In einer früheren Version dieser Meldung war nicht eindeutig formuliert, dass die Angaben zur vermeintlichen Notoperation sich ausschließlich auf Polizei-Angaben bezogen. Im Vorspann stand als Tatsache, dass es eine Notoperation gegeben habe. Wir haben das im Nachhinein korrigiert und klarer formuliert.

Die Polizei hat ihre Aussage über die angebliche Notoperation am 3. Januar zurückgezogen. Eine Meldung dazu lesen Sie hier.

löw/dpa
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