Leipzig-Connewitz LKA ermittelt nach Angriff auf Polizisten wegen versuchten Mordes

Nicht mehr wegen versuchten Totschlags, sondern wegen des Verdachts auf versuchten Mordes sucht Sachsen den oder die Täter aus der Neujahrsnacht.
Polizisten im Leipziger Stadtteil Connewitz: Neun Menschen wurden wegen der Auseinandersetzungen festgenommen

Polizisten im Leipziger Stadtteil Connewitz: Neun Menschen wurden wegen der Auseinandersetzungen festgenommen

Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Nach einem Angriff auf einen Polizisten in der Leipziger Silvesternacht ermittelt das sächsische Landeskriminalamt (LKA) wegen des Verdachts des versuchten Mordes. Das teilte ein LKA-Sprecher mit. Zunächst war wegen versuchten Totschlags ermittelt worden.

Die konkreten Tatumstände und die Schwere der Verletzungen, die der Beamte erlitten habe, hätten die Staatsanwaltschaft zu der neuen Bewertung der Tat geführt, sagte der Sprecher. Der verletzte Beamte werde weiter im Krankenhaus behandelt.

Der 38 Jahre alte Polizist wurde nach Angaben der Polizei bei Ausschreitungen in dem Viertel schwer von Pyrotechnik verletzt. Mehrere Menschen hätten Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf Einsatzkräfte geworfen, hieß es in dem Polizeibericht . Eine "Gruppe von Gewalttätern" habe versucht, einen brennenden Einkaufswagen mitten in eine Einheit von Bereitschaftspolizisten zu schieben.

LKA: "Gezielt angegriffen"

Dem Polizisten sei der Helm vom Kopf gerissen worden, bevor er attackiert wurde, hieß es aus Polizeikreisen. Der Beamte verlor laut offiziellen Polizei-Angaben das Bewusstsein und musste demnach im Krankenhaus notoperiert werden.

"Hier wurde jemand gezielt angegriffen und schwer verletzt", sagte der LKA-Sprecher. Der Täter sei bislang unbekannt. Die auf Linksextremismus spezialisierte Sonderkommission LinX des LKA nahm die Ermittlungen auf.

Neun Menschen wegen Ausschreitungen festgenommen

Drei weitere Beamte erlitten in der Nacht in Connewitz leichte Verletzungen. Bis zum Nachmittag seien im Zusammenhang mit den Ausschreitungen sieben Männer und zwei Frauen festgenommen worden, hieß es in einem weiteren Polizeibericht .

Ihnen würden gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte und schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Drei weitere Festgenommene seien wieder freigelassen worden.

Am Connewitzer Kreuz hatten zuvor rund tausend Menschen Silvester gefeiert. In dem Stadtteil kommt es häufiger zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Kritik an Linkspartei-Politikern

Politiker von CDU, SPD und AfD übten in sozialen Medien zum Teil heftige Kritik an Angehörigen der Linkspartei. Diese hatten der Polizei vorgeworfen, sie habe die Feiernden in dem linksalternativ geprägten Stadtteil Connewitz provoziert.

Die sächsische Linke-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel schrieb in den frühen Morgenstunden auf von Twitter von "ekelhafter Polizeigewalt" und warf Polizisten vor, Unbeteiligte zu "überrennen" und kalkuliert zu provozieren. Der Bundessprecher der Jugendorganisation der Linken, Michael Neuhaus, warf der Polizei auf Twitter vor, Menschen verdachtsunabhängig kontrolliert und eine "Bedrohungskulisse" aufgebaut zu haben.

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Der AfD-Innenpolitiker Martin Hess warf Linken-Politikerin Nagel wiederum vor, sie rechtfertige "die linke Gewalt auch noch" und lehne den Rechtsstaat ab.

Der sächsische Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach am Mittwoch von "bewussten und gezielten Angriffen auf Menschenleben" und "schweren Straftaten". Dieses menschenverachtende Vorgehen grenze an versuchten Totschlag und werde mit aller Härte des Rechtsstaates geahndet.

Leipzigs Polizeipräsident Torsten Schultze sprach von "offensichtlich organisierten Angriffen", bei denen die Täter "schwerste Verletzungen von Menschen verursachen beziehungsweise in Kauf nehmen".

Anmerkungen:

  • In einer früheren Textfassung war von einem Bericht der "'Volksstimme' aus Leipzig" die Rede, diese Zeitung hat ihren Sitz jedoch in Magdeburg. Die Passage wurde überarbeitet, der Fehler entfernt.

  • Außerdem war in einer früheren Version dieser Meldung war nicht eindeutig formuliert, dass die Angaben zur vermeintlichen Notoperation sich ausschließlich auf Polizei-Angaben bezogen. Im Vorspann stand als Tatsache, dass es eine Notoperation gegeben habe. Wir haben das im Nachhinein korrigiert und klarer formuliert.

  • Aktualisierung: Die Polizei hat ihre Aussage über die angebliche Notoperation am 3. Januar zurückgezogen. Eine Meldung dazu lesen Sie hier.

kko/dpa
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