
Frühere Manson-Jüngerin Van Houten An der Seite des selbsternannten Teufels

Charles Manson (1986)
Foto: ASSOCIATED PRESS- • Kalifornien: Mitglied der Manson-Family könnte begnadigt werden
- • Massenmörder Charles Manson: Das Gesicht des Bösen
Am späten Abend des 10. August 1969 steuert Leslie Van Houten mit drei neuen Freunden den Stadtteil Los Feliz in Los Angeles an. Die 19-Jährige, einst Abschlussballkönigin ihrer High School, beteiligt sich in dieser Nacht an einem bestialischen Mord: Im Haus am Waverly Drive 3301 finden Polizisten später den Geschäftsmann Leno LaBianca und seine Ehefrau Rosemary in roten Lachen, an die Wände steht mit Blut geschrieben: "Death to pigs", Tod den Schweinen.
Das Blutbad von Los Feliz verbreitete Angst in der ganzen Metropole, denn erst zwei Tage zuvor hatten Unbekannte einen 18-Jährigen erschossen und vier weitere Menschen mit mehr als hundert Messerstichen getötet - unter anderem die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, Ehefrau des weltberühmten Regisseurs Roman Polanski. Verurteilt für diese sieben Morde wurden später mehrere Mitglieder der satanischen Manson-Family, zu der auch Leslie Van Houten gehörte.
Jetzt soll die 66-Jährige, die an Sharon Tates Ermordung nicht beteiligt war, nach dem Willen einer Bewährungskommission in Kalifornien nach fast 47 Jahren aus der Haft freikommen - was angesichts ihrer Vergangenheit einigen Aufruhr in den USA auslösen dürfte. Van Houtens Anwälte hätten ihre Mandantin als vorbildliche Insassin beschrieben, die Mitgefangenen helfe, melden US-Medien. Wiederholt hatte sie zudem ihre Schuld an den Verbrechen eingeräumt und die Taten bedauert.
Durch die Entscheidung über Van Houten kehren auch die anderen Mitglieder der Manson-Familie zurück ins öffentliche Bewusstsein. Die Dimensionen ihrer Verbrechen sind gewaltig: Angeführt wurde die brutale Hippie-Gang, die wohl weit mehr als 100 Anhänger hatte, vom Fanatiker Charles Manson, einem gescheiterten Musiker mit irren Plänen. Die Morde sollten Ausgangspunkt für seine geplante Herrschaft über die gesamte Menschheit werden.
Erreichen wollte Manson dieses Ziel mit einem Rassenkrieg, provoziert mit entsprechend inszenierten Morden an prominenten Weißen. In Mansons Welt sollten die Schwarzen den Kampf gewinnen, anschließend jedoch am Aufbau einer funktionierenden Gesellschaft scheitern. Dann käme seine Manson-Family an die Reihe, mit ihm an der Spitze. In diesem Glauben führte er seine Anhänger in die lebensfeindliche Umgebung des Death Valley, wo sie in Erwartung des prophezeiten Krieges ihre Morde unter Einfluss von Drogen und wirren Ideen vorbereiteten.
Der Krieg blieb aus, ebenso die endzeitliche Weltrevolution. Schon im Oktober 1969 kam Leslie Van Houten mit anderen Mitgliedern der Manson-Family wegen Autodiebstahls in Haft, dort brüstete sich eine von ihnen mit den Morden, und so begann im Juli 1970 der erste große Manson-Prozess. Das Verfahren geriet zum Spektakel.
Auf Mansons Anweisung hin erhob sich während der Gerichtsverhandlungen Leslie Van Houten ebenso wie die Manson-Anhängerinnen Susan Atkins und Patricia Krenwinkel und kreischte hysterisch. Manson schor sich den Kopf, dasselbe taten die Frauen. Manson ritzte sich ein Kreuz in die Stirn, dasselbe taten die Frauen. Erst, als der Sektenführer seine Narbe später zum Hakenkreuz erweiterte, zogen sie nicht mehr nach.
Charles Manson (1986)
Foto: ASSOCIATED PRESSDas Gericht verurteilte schließlich Van Houten ebenso wie Manson, Atkins und Krenwinkel zum Tod in der Gaskammer - doch die Todeskandidaten hatten Glück: Im Februar 1972 erklärte der Oberste Gerichtshof die Todesstrafe für verfassungswidrig, entsprechende Urteile wurden in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Erst 1978 kehrte die Todesstrafe nach Kalifornien zurück, für die Mitglieder der Manson-Familie blieb es bei lebenslangen Haftstrafen.
Während Manson in den folgenden Jahrzehnten zur Negativ-Ikone aufstieg und in den USA bis heute als "Gesicht des Bösen" gilt, kämpfte die kaum bekannte Leslie Van Houten jahrzehntelang für ihr Freilassung. 19 Begnadigungsgesuche lehnte die Bewährungskommission seit 1970 ab, die Entscheidung im 20. Fall wird jetzt einem größeren Ausschuss und dann Kaliforniens Gouverneur vorgelegt. Jerry Brown ist wohl der letzte, der Van Houtens Freilassung noch verhindern könnte.
Die 66-Jährige habe "wie betäubt" auf die jetzige Entscheidung reagiert, sagte ihr Anwalt Rich Pfeiffer laut der Nachrichtenagentur AP. "Sie ist seit langer Zeit dafür bereit", so Pfeiffer, "und es hätte auch schon vor langer Zeit so geschehen können."
Eine Freilassung der anderen 1969 verhafteten Manson-Anhänger ist allzubald kaum zu erwarten: Sharon Tates Mörderin Susan Atkins starb 2009 hinter Gittern an Krebs, 2011 wurde Patricia Krenwinkels Gnadengesuch abgelehnt. Und Charles Manson, der sich vor zweieinhalb Jahren in einem Interview selbst als "der Teufel" bezeichnete, kann diesen Antrag erst wieder 2027 stellen - dann wäre er 92 Jahre alt.
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Leslie Van Houten mit ihrem Anwalt Rich Pfeiffer vor Gericht: Die 66-Jährige soll nach dem Willen einer Bewährungskommission in Kalifornien aus der Haft freikommen.
Verhandlung der Bewährungskommission in Kalifornien: Leslie Van Houten, eine ehemalige Anhängerin der Hippie-Sekte "Manson-Family", sitzt seit 1969 wegen der Beteiligung an mehreren Morden im Gefängnis.
Auch der einstige Sektenführer Charles Manson sowie dessen damalig Anhängerin Patricia Krenwinkels sitzen noch in Haft. Die ebenfalls wegen Mordes verurteilte Susan Atkins (hier 2009), starb vor sieben Jahren im Gefängnis.
Eine alte "Life" Ausgabe mit dem Konterfei Mansons in einer kalifornischen Ranch: Mansons Gruppe wurde in den USA zum Inbegriff des Bösen, der heute 81-Jährige ist ebenso berühmt wie berüchtigt.
Leslie Van Houten, hier bei einem Gerichtstermin im Mai 1986, war im August 1969 an der Ermordung des Geschäftsmanns Leno LaBianca und seiner Ehefrau Rosemary beteiligt.
Charles Manson gab die insgesamt sieben Morde seiner Gruppe zwar in Auftrag, beteiligte sich an den Taten aber nicht selbst.
Van Houten (hier im Mai 1985) stellte seit 1970 insgesamt 19 Begnadigungsgesuche, die eine Bewährungskommission in Kalifornien allesamt ablehnte.
Die "Manson-Family" war aus der Hippie-Bewegung hervorgegangen, entwickelte sich unter der Führung Charles Mansons im Spätsommer 1969 aber zur mörderischen Sekte.
Der Fanatiker Manson, hier auf einem Foto von 1970, wollte mit den Morden seine geplante Herrschaft über die gesamte Menschheit begründen.
Mitglieder der Manson-Family beim Prozessauftakt im Januar 1970: Das Gericht verurteilte Van Houten, Manson, Atkins und Krenwinkel zum Tod in der Gaskammer - doch 1972 erklärte der Oberste Gerichtshof die Todesstrafe für verfassungswidrig.
Seit der Umwandlung ihrer Todesstrafen in lebenslange Haftstrafen saßen Manson, Atkins, Krenwinkel und Van Houten in Haft.
Besondere Aufmerksamkeit erregte 1969 der Mord an der hochschwangeren Schauspielerin Sharon Tate, der Ehefrau des weltberühmten Regisseurs Roman Polanski. Dieses Bild zeigt den Abtransport der Leiche.
Auf dieser Farm in der lebensfeindlichen Umgebung des Death Valley lebten Manson und seine Anhänger im Sommer 1969 - und bereiteten ihre Taten vor.
Charles Manson, der bereits 1969 gefasst wurde, kann erst 2027 wieder einen Antrag auf Begnadigung stellen - dann wäre er 92 Jahre alt.