London - Einen Meter Abstand hätte der Autofahrer eigentlich von ihm halten müssen, schimpft Lewis Dediare. Der Mann auf dem Rennrad hat gerade seinen Zollstock hervorgeholt und klappt ihn um besagten Meter aus. Er ragt weit in das Auto hinein, der Mindestabstand wurde also nicht eingehalten. Dediare holt eine rote Karte heraus und hält sie dem verdutzten Autofahrer vor das Gesicht. Der schüttelt den Kopf und fährt davon. Dediare hingegen wirkt zufrieden.
Dediare ist ein Mann mit einer Mission: Der Brite prangert Autofahrer an, die anderen Verkehrsteilnehmern den Weg abschneiden, bei Rot über die Ampel fahren oder am Steuer mit dem Handy telefonieren. 25 Verkehrsverstöße registriert er in London durchschnittlich pro Tag. Vier davon meldet er in der Regel der Polizei - je nachdem, wie schwer die Vergehen sind. Einige Verkehrsteilnehmer erhalten daraufhin Bußgeldbescheide, andere bekommen Strafpunkte oder verlieren sogar ihren Führerschein.
Er selbst nennt sich traffic droid und ist auch im dichten Verkehr Londons kaum zu übersehen. Zwei Stunden lang ist er jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs, so lange braucht er zu seinem eigentlichen Job in einem Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin trägt er einen schwarzen Helm mit angebrachten Lichtern und einer Kamera. Eine zweite Kamera an einem langen Stock filmt ihn selbst. Auch Metermaß, Hupe und rote Karte sind stets dabei.
Besessen oder pflichtbewusst?
In Großbritannien ist der Fahrrad-Sheriff einem größeren Publikum bekannt, seit er 2014 in der Fernseh-Doku "The Complainers" von Channel 4 auftauchte. Auch etliche Zeitungen berichteten über ihn.
Angefangen hatte alles mit einem Fahrradunfall, 2009 war das. Bei dem sei er "fast draufgegangen", erzählte Dediare dem "Daily Telegraph". Danach beschloss er, "etwas zu tun", er habe sich einfach nicht mehr so machtlos fühlen wollen. Seitdem nutzt er die alltägliche zweistündige Radfahrt, um Verkehrssünder zu filmen und bei YouTube bloßzustellen. Ein Video endet mit dem Aufruf: "Lass Dir ein Hirn wachsen. Fahr sicher."
Auch wenn er den Autofahrern gegenübersteht, nimmt er sich wenig zurück - nicht wenige nennt er "Idioten". Zwölfmal wurde Dediare nach eigenen Angaben bereits angegriffen, aber das bringt ihn nicht aus dem Konzept. Er verweist darauf, dass im Londoner Großstadtdschungel jedes Jahr im Durchschnitt 15 Fahrradfahrer getötet werden. Das seien eindeutig zu viel.
Er selbst sei nicht "besessen", sagte Dediare dem "Telegraph". Er verlasse nicht das Haus, um Verkehrssünder aufzuspüren. Das tue er lediglich auf dem Weg zur Arbeit, damit auch andere Fahrradfahrer sicher unterwegs sein könnten. "Ich kämpfe für soziale Gerechtigkeit", sagt er. Er tue lediglich seine "Pflicht als Bürger".
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Er ist der selbsternannte traffic droid von London: Lewis Dediare. Seit einem Unfall vor fünf Jahren will er die Straßen für Radfahrer sicherer machen.
Zwei Stunden ist der Brite dafür jeden Tag auf den Straßen Londons unterwegs - sein alltäglicher Arbeitsweg.
Dafür ist er allerdings extrem ausgerüstet: Insgesamt sieben Kameras nehmen ihn und alles um ihn herum auf, dazu hat er noch Metermaß, Hupe und eine rote Karte dabei.
25 Verkehrsverstöße registriert er durchschnittlich pro Tag, vier davon meldet er in der Regel der Polizei - je nachdem, wie schwer die Vergehen sind.
Von seiner selbstgewählten Mission sei er nicht "besessen", sagt Dediare. Er tue lediglich seine "Pflicht als Bürger".
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