Niedersachsen 48-Jähriger nach Ermittlungen zu Lügder Missbrauchsfall angeklagt

Von der Polizei abgesperrtes Gebäude auf dem Campingplatz Eichwald (Archivfoto): Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen weiteren Verdächtigen im Missbrauchsfall von Lügde erhoben
Foto: Guido Kirchner/ dpaIn Niedersachsen hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen 48-jährigen mutmaßlichen Sexualverbrecher erhoben, der bei den Ermittlungen zum Missbrauchsfall in Lügde entdeckt wurde. Dem Mann aus dem Landkreis Northeim werden sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen sowie der Besitz kinderpornografischen Materials vorgeworfen, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Es geht demnach um Taten an sieben Kindern und Jugendlichen.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich demnach um einen Bekannten eines der mutmaßlichen Haupttäter im Missbrauchsfall in Lügde. Dort waren zahlreiche Kinder über Jahre hinweg von Pädokriminellen missbraucht worden. Die ihm zur Last gelegten Verbrechen beging der 48-Jährige laut den Ermittlern jedoch unabhängig von dem Geschehen in Lügde in seinem eigenen unmittelbaren Umfeld.
Der Mann sitzt der Polizei zufolge seit März in Untersuchungshaft, zuletzt ermittelte in seinem Fall eine eigene Sonderkommission. Diese identifizierte 32 weitere mutmaßliche Täter und leitete 130 Verfahren wegen Missbrauchs, Vergewaltigung und Besitzes kinderpornografischer Schriften ein.
Täter soll sich mit anderen ausgetauscht haben
Laut Anklage besaß der 48-Jährige auch eine umfangreiche Sammlung kinderpornografischen Materials und tauschte sich im Internet in Chats mit anderen Pädophilen aus. Insgesamt handle es sich bei den meisten der Verdächtigen in dem Northeimer Ermittlungskomplex um professionell agierende Täter, die Pseudonyme und Fakeprofile nutzten, hieß es.
Der Kindesmissbrauch auf dem Campingplatz in Lügde war einer von mehreren pädokriminellen Verbrechenskomplexen, die seit 2019 in Nordrhein-Westfalen entdeckt wurden. In Bergisch Gladbach und Münster wurden weitere Netzwerke enttarnt. Dabei stellte sich heraus, dass Täter etwa per Internet große Netze bildeten.
Die Anklage in dem aktuellen Fall aus dem Raum Northeim wird nun vom Landgericht in Göttingen geprüft, das über die Eröffnung des Verfahrens entscheidet. Bei einer Verurteilung droht dem Mann eine mehrjährige Freiheitsstrafe. In den Verbrechenskomplexen aus Nordrhein-Westfalen gab es bereits mehrere Urteile, unter anderem wurden die Haupttäter im Fall Lügde schuldig gesprochen.