Räumung von Lützerath Verbliebene Aktivisten verlassen Tunnel

Aktivisten in Lützerath: »Nach intensiven Gesprächen freiwillig ihre lebensgefährliche Lage beendet und den Tunnel verlassen«
Foto: INA FASSBENDER / AFPSie galten als die letzten verbliebenen Besetzer von Lützerath: Jetzt haben die beiden Aktivisten den Tunnel verlassen, in dem sie seit Tagen ausgeharrt hatten.
In einer Pressemitteilung schrieb das Unternehmen RWE: »Die beiden Aktivisten, die sich seit Tagen in einem selbst gebauten Tunnel verbarrikadiert hatten, haben nach intensiven Gesprächen freiwillig ihre lebensgefährliche Lage beendet und den Tunnel verlassen.«
Man sei erleichtert, dass die Situation auf diese Weise habe beendet werden können. Das freiwillige Verlassen des Tunnels sei das Ergebnis intensiver Gespräche. Eine Rettung aus dem Tunnel gegen den angekündigten Widerstand der Personen wäre mit hohen Risiken verbunden gewesen. RWE dankte allen, die zu einer einvernehmlichen Lösung beigetragen hätten.
Nach dem vollständigen Abriss will der Energiekonzern RWE die darunter liegende Kohle abbaggern. Man erwarte, dass der Rückbau noch acht bis zehn Tage dauere, sagte ein Firmensprecher der »Rheinischen Post« (Montagsausgabe). »Im März oder April könnte der Tagebau dann das frühere Dorf erreichen und abbaggern.«
Bis auf die beiden Tunnelbesetzer war der rheinische Braunkohleort seit Sonntagnachmittag geräumt. Die meisten Gebäude waren am Sonntag schon abgerissen – darunter auch der Bauernhof von Bauer Eckardt Heukamp, des letzten Landwirts von Lützerath.
Bundesregierung kritisiert Gewalt während Räumung
Die Bundesregierung hat derweil die Gewalt von Demonstranten bei der Räumung des Dorfes Lützerath kritisiert. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann verwies auf ein Interview von Kanzler Olaf Scholz (SPD) vom Wochenende in der »taz«, in dem dieser erklärte, die Grenze bei Demonstrationen verlaufe dort, wo es zu Gewalt komme. »Diese Grenze wurde in Lützerath überschritten, und das verurteilen wir auch ausdrücklich«, sagte Hoffmann am Montag in Berlin.
Aktivisten hatten der Polizei ihrerseits Gewaltexzesse bei der Großdemonstration am Samstag vorgeworfen. Es sei eine »hohe zweistellige bis dreistellige Zahl« von Teilnehmern verletzt worden. Laut Polizei wurden neun Aktivisten mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Mehr als 70 Polizistinnen und Polizisten sollen seit Beginn des Räumungseinsatzes Verletzungen auf dem Gelände davongetragen haben. Allerdings sagte ein Polizeisprecher am Sonntag, dass die Verletzungen nur zum Teil auf Gewalt durch Demonstranten zurückgingen.
Aktionen der Klimaaktivisten gehen weiter
Nach der Räumung des Protestdorfes haben Klimaaktivisten in der Gegend weiter mit Aktionen gegen den Braunkohleabbau protestiert. Im rund 20 Kilometer entfernten Tagebau Hambach wird seit den frühen Morgenstunden ein Schaufelradbagger besetzt, wie ein RWE-Sprecher am Montag mitteilte.
Außerdem seilten sich Klimaaktivisten in Rollstühlen von einer Autobahnbrücke bei Lützerath ab. Es handle sich um insgesamt fünf Personen, zwei davon im Rollstuhl, sagte ein Polizeisprecher. Auf der A44 lief der Verkehr während der Aktion weiter, auf der Landstraße unter der Brücke ging dagegen nichts mehr.
Der Bagger im rheinischen Braunkohlerevier habe den Betrieb eingestellt, sagte ein RWE-Sprecher. Es seien insgesamt vier Menschen auf dem Bagger. Die Polizei sei informiert.
Nach Angaben der Protestgruppe »Gegenangriff – für das gute Leben« haben acht Aktivisten den Bagger besetzt. Mit der Aktion wolle man sich mit den Menschen im Dorf solidarisch zeigen. Zudem kritisierte die Gruppe das dortige Vorgehen der Polizei und forderte die Vergesellschaftung der Energieproduktion.