Mafioso im Zeugenstand Giorgio, der Killer, gegen Toni, den Zuhälter
Hamburg - Der in Deutschland aufgewachsene Mafia-Killer Giorgio Basile, der bayerischen Ermittlern gegenüber die Beteiligung an mehr als 30 Morden eingeräumt hat, wird am Mittwoch in einem Prozess gegen einen Landsmann in einem Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf aussagen. Dort stehen drei Italiener vor Gericht, unter anderem wegen Kokainhandels. Basile, der 1998 in Kempten, Allgäu, verhaftet wurde und später als Kronzeuge mehr als 50 Mafiosi hinter Gitter brachte, wird von einem geheimen Ort in Italien aus per Video in die Verhandlung zugeschaltet.
Zumindest bei dem Hauptverdächtigen, Antonio G., genannt "Toni, der Zuhälter", gehen die Ermittler davon aus, dass er der 'Ndrangheta angehört, der kalabrischen Spielart der Mafia. Er gehört zum Kreis illustrer Italiener, die sich regelmäßig in einem Restaurant in Wuppertal-Elberfeld getroffen haben. Antonio G. sitzt seit September vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Im Dezember reisten Fahnder aus Wuppertal nach Rom, um Basile dort zu vernehmen.
Basile war in den sechziger Jahren als Kind italienischer Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Er wuchs in Mülheim an der Ruhr auf, wurde als junger Mann in seiner Heimat Fahrer eines Mafia-Bosses, dem Geliebten seiner Mutter. In den achtziger Jahren brachte Basile die Mafia nach Deutschland, 1986 wurde er in Duisburg als Drahtzieher des Mordes an dem Discothekenbetreiber Rudolf Möhlenbeck zu neuneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Nach seiner Abschiebung machte er in Süditalien Karriere bei der 'Ndrangheta, als Auftragsmörder und Drogenhändler. Seine Lebensgeschichte ist in dem SPIEGEL-Buch "Das Engelsgesicht - Die Geschichte eines Mafia-Killers aus Deutschland" beschrieben, das jetzt bei Goldmann als Taschenbuch erschienen ist. In einem Chat hatte Basile vor anderthalb Jahren sogar den Lesern von SPIEGEL ONLINE Rede und Antwort gestanden.
Das Leben Basiles soll auch als Film in die Kinos kommen. Die Münchner Fanes-Film will die erschreckende Biografie als spannenden Actionfilm umsetzen. Fanes-Film-Produzent Norbert Preuss ("Das Experiment", "Rossini"): "Die Dreharbeiten sollen im nächsten Frühjahr beginnen." Preuss hat auch bereits einen Hauptdarsteller im Blick. "Es gibt Gespräche mit Moritz Bleibtreu", sagte er. Mit Bleibtreu und Regisseur Oliver Hirschbiegel ("Der Untergang") hat Preuss bereits beim "Experiment" erfolgreich zusammengearbeitet.
Wenn Giorgio Basile am 18. Juli um 9.30 Uhr vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf am Kapellweg aussagt, wird auch Produzent Preuss im Saal sitzen: "Ich will mir einen Eindruck von diesem Menschen verschaffen, den ich bislang nur aus dem Buch kenne." Ebenfalls anwesend sein wird Kriminalhauptkommissar Ernst Wirth, der Mafia-Experte des bayerischen Landeskriminalamtes. Ihm war es gelungen, Basile nach seiner Festnahme als Kronzeugen für die italienische Justiz zu gewinnen.