Meistgesuchter NS-Verbrecher Deutsche Ermittler prüfen Tod von Aribert Heim
Stuttgart - Er war seit Jahrzehnten der meistgesuchte NS-Verbrecher. Wegen seiner besonderen Brutalität im Dritten Reich wurde er nur "Dr. Tod" und "Schlächter von Mauthausen" genannt. Nach Berichten über den Tod des Nazi-Verbrechers Aribert Heim haben die zuständigen Ermittlungsbehörden in Baden-Württemberg nun offizielle Untersuchungen angekündigt.
Der Tod vom Heim könne vorerst noch nicht amtlich bestätigt werden, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Donnerstag in Stuttgart. "Wir werden versuchen, Überreste des Leichnams zu finden", betonte der LKA-Sprecher. Damit solle die Identität des ehemaligen KZ-Arztes zweifelsfrei geklärt werden.
Das ZDF hatte am Mittwochabend unter Berufung auf eigene Recherchen in Zusammenarbeit mit der "New York Times" berichtet, dass der seit Jahrzehnten international gesuchte NS-Verbrecher Heim seit 1992 tot ist. Heim starb demnach in der ägyptischen Hauptstadt Kairo, wo er sich jahrzehntelang versteckt gehalten haben soll, an Darmkrebs. Die Recherchen werden laut ZDF von zahlreichen Zeugen bestätigt, unter ihnen der Sohn des Gesuchten, der derzeit in Baden-Baden lebt.
Heim wurde wegen des Mordes an Hunderten Gefangenen des in Österreich gelegenen Konzentrationslagers Mauthausen während des Zweiten Weltkrieges gesucht. Auf der Liste der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums steht er an erster Stelle. Heim war 1962 untergetaucht und wurde per Haftbefehl gesucht. Jahrelang wurde er in Südamerika vermutet. Für den Fall sind die Staatsanwaltschaft und das Landgericht in Baden-Baden zuständig, da er dort seinen letzten Wohnsitz vor seiner Flucht hatte.
Aufgrund eines Haftbefehls des Landgerichts Baden-Baden war Heim seit 1962 international zur Fahndung ausgeschrieben. Deutsche Zielfahnder hatten 2007 die Ermittlungen verstärkt, familiäre und freundschaftliche Kontakte des NS-Verbrechers in Österreich und Spanien ins Visier genommen. Für Hinweise setzten öffentliche Stellen und Privatleute eine hohe sechsstellige Summe als Belohnung aus. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum vermutete Heim zuletzt in Südamerika.
Diese Spur hat sich laut ZDF und "New York Times" als falsch erwiesen. Heim habe sich nach Ägypten abgesetzt, sei zu seiner Tarnung Anfang der achtziger Jahre zum Islam konvertiert und habe seitdem den Namen Tarek Farid Hussein getragen. Man habe eine Aktentasche von Heim gefunden, in der sich mehr als hundert Dokumente befanden. Darunter seien die Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge auf Aufenthaltsgenehmigungen, Kontoauszüge, persönliche Briefe und medizinische Unterlagen gewesen. Damit lasse sich zweifelsfrei nachweisen, dass Tarek Farid Hussein der gesuchte Nazi-Verbrecher war. Man habe von ägyptischen Behörden außerdem eine beglaubigte Zweitschrift der Sterbeurkunde erhalten.
Heim galt als extrem grausamer KZ-Arzt. Er war "von allen Lagerärzten in Mauthausen der schrecklichste", klagte ein überlebender politischer Gefangener 1949. Berüchtigt war er unter anderem dafür, seinen Opfern Giftspritzen direkt ins Herz zu injizieren. Außerdem führte er an Häftlingen Operationen ohne Betäubung durch.
Zeugen berichteten, er habe aus der gegerbten Haut eines Opfers einen Lampenschirm für den Lagerkommandanten herstellen lassen. Oft wird er in einem Atemzug mit Josef Mengele genannt, der in Auschwitz medizinische Experimente von unvorstellbarer Grausamkeit an KZ-Insassen vornahm. Heim arbeitete als Arzt in den Konzentrationslagern Sachsenhausen (1940), Buchenwald (1941) und Mauthausen (1941).
Nach dem Krieg arbeitete Heim unbehelligt als Arzt in Süddeutschland. Erst als Anfang der sechziger Jahre Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er unter.
Die meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher
Die Nazi-Karriere von
Der Ungar
Der aus Estland stammende Michail Gorschkow soll an der Ermordung von Juden in Weißrussland beteiligt gewesen sein. Die USA haben ihm die Staatsbürgerschaft entzogen, in Estland wird gegen ihn ermittelt.
Klaas Carl Faber In den Niederlanden wurde er für den Tod von Gefangenen 1944 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 1948 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. 1952 flüchtete er aus dem Gefängnis. und lebt seit Jahrzehnten in Ingolstadt.
Der ehemalige Polizeichef in Kroatien,