USA Vergewaltiger bekommt Vaterrechte

Christopher M.
Foto: Michigan DOCDer Fall gilt in den USA als beispiellos: Ein Mann aus dem US-Bundesstaat Michigan, der vor acht Jahren ein zwölfjähriges Mädchen vergewaltigt und dabei ein Kind gezeugt hat, darf jetzt seine Rechte als Vater gelten machen. Ein Gericht gestand dem 27-Jährigen das gemeinsame Sorgerecht für den Jungen zu, berichtet der Sender BBC.
Der Richter verriet Christopher M. demnach auch die Adresse der Mutter. Sie lebt derzeit in Florida, solle auf Anweisung des Gerichts aber zurück nach Michigan ziehen, wo sich der Vater aufhält, teilte die Anwältin der Mutter, Rebecca Kiessling, mit. Außerdem solle der Name des Vaters in der Geburtsurkunde des Kindes ergänzt werden - gegen den Willen der Mutter.
Die Frau ist inzwischen 21 Jahre alt. Im Jahr 2008 hatte sie dem Bericht zufolge mit ihrer damals 13-jährigen Schwester und einer Freundin einen älteren Jungen und dessen Freund getroffen: Christopher M, damals 18 Jahre alt. Er hielt die Mädchen zwei Tage lang bei sich gefangen und vergewaltigte sie. Die Zwölfjährige wurde schwanger, der Täter einen Monat später festgenommen.
27-Jähriger ist registrierter Sexualstraftäter
Ein Gericht verurteilte Christopher M. damals zu einer vergleichsweise milden Freiheitsstrafe von einem Jahr. Er kam aber nach rund sechs Monaten frei, damit er sich um seine kranke Mutter kümmern konnte. 2010 vergewaltigte er erneut ein Mädchen im Teenageralter und saß danach für zwei Jahre im Gefängnis.
Christopher M. ist laut BBC inzwischen als Sexualstraftäter registriert und darf Minderjährige nur im Beisein eines "verantwortungsvollen Erwachsenen" treffen. Umso unverständlicher erscheint der Anwältin der Mutter das Urteil des Gerichts. Kiessling will sich dagegen wehren.
Die Anwältin sagte, das Urteil verstoße gegen den sogenannten Rape Survivor Child Custody Act. Dabei handelt es sich um ein Gesetz von 2015 aus der Amtszeit von Präsident Barack Obama. Es soll Missbrauchsopfer schützen und Richtern erlauben, Vergewaltigern ihre Rechte als Eltern zu versagen.
Anwältin: Prozess wurde durch Hilfegesuch der Mutter angestoßen
Dass es in diesem Fall überhaupt ein Verfahren zum gemeinsames Sorgerecht gab, geht den Angaben zufolge nicht auf die Initiative des Vaters zurück - sondern liegt eher an einem Automatismus im staatlichen Hilfesystem. Der Fall kam laut Kiessling ins Rollen, nachdem die Mutter um Unterstützung für ihr Kind gebeten hatte.
Christopher M.s Anwältin, Barbara Yockey, sagte, in so einem Fall werde von den Behörden routinemäßig ein Sorgerechtsverfahren angestrebt. Das Gericht habe ihrem Mandanten schließlich mitgeteilt, dass er das gemeinsame Sorgerecht für das Kind und das Recht habe, den Jungen zu besuchen, sagte Yockey. Ob er seine Rechte als Vater auch wahrnehmen wolle, sei ihr allerdings nicht bekannt: "Ich weiß nicht, ob und welche Pläne er für irgendeine künftige Beziehung zu dem Kind hat."