Missbrauch in Lügde Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen Mitarbeiter von Polizei und Jugendamt ein

Campingplatz in Lügde (Archivbild)
Foto: Guido Kirchner/ dpaDie Staatsanwaltschaft Detmold hat mehrere Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter der Polizei und zweier Jugendämter zum Kindesmissbrauch in Lügde eingestellt. Die Ermittlungen haben nicht zu einem hinreichenden Tatverdacht geführt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
In Lügde hatte es über viele Jahre hundertfache kriminelle Übergriffe auf Kinder gegeben, viele wurden für Pornodrehs missbraucht. Ein Vater, der den Haupttäter ertappte, hatte damals nach eigenen Angaben bei Polizei und Jugendamt kein Gehör gefunden.
Im Fall eines Polizeibeamten im Kreis Lippe ließ sich laut der Staatsanwaltschaft "aufgrund des Zeitablaufs und eines damaligen Computerausfalls" nicht mehr aufklären, warum dessen Vermerk im August 2016 zwar zeitnah den Jugendämtern übermittelt wurde, aber im Kriminalkommissariat anscheinend kein Vorgang angelegt und bearbeitet wurde.
Der Verbleib von 155 CDs und DVDs bleibt unklar
Einer Polizeibeamtin wurde vorgeworfen, nach einem Hinweis einer Jobcenter-Mitarbeiterin im November 2016 nicht ermittelt zu haben. Hier kam die Staatsanwaltschaft zum Schluss, dass sie nach Telefonaten mit den Jugendämtern offenbar überzeugt war, dass ein sexueller Missbrauch nicht stattgefunden habe. "Der für eine Strafbarkeit erforderliche Vorsatz war somit nicht festzustellen", schrieben die Ermittler.
Für besonderes Aufsehen hatte gesorgt, dass im Zuge der Ermittlungen 155 CDs und DVDs in einem Aluminiumkoffer und einer CD-Mappe aus der Kreispolizeibehörde Lippe verschwunden waren. Auch dieses Verfahren stellte die Staatsanwaltschaft ein: Einen Anfangsverdacht gegen Polizisten oder andere habe sich nicht ergeben. Der Verbleib der Asservate bleibe aber weiter unklar. Die Ermittler erklärten, nach glaubhaften Angaben eines Kommissaranwärters handelte es sich überwiegend um Computerprogramme, Musik-CDs und Spiel- und Kinderfilme, keine Pornos.
Ebenfalls eingestellt wurden die Verfahren gegen sechs Mitarbeiter des Jugendamtes Hameln-Pyrmont sowie dessen Leiter, gegen eine Mitarbeiterin des Jugendamtes Lippe und gegen drei Familienhelferinnen. Dazu hieß es, die Beschuldigten hätten zwar keine intensiven Versuche unternommen, Verdachtsmomente durch Untersuchungen zu bestätigen oder auszuräumen. Doch könne letztlich nur festgestellt werden, "dass alle Beschuldigten davon ausgingen, dass ein sexueller Missbrauch nicht stattfand".
Die beiden Haupttäter von Lügde sind bereits zu langen Freiheitsstrafen verurteilt worden: Der Hauptangeklagte Andreas V. muss für 13 Jahre ins Gefängnis, sein Komplize Mario S. für 12 Jahre. Für beide wurde eine anschließende Sicherungsverwahrung angeordnet.
Das Land Nordrhein-Westfalen hat einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung gebildet.