Missbrauchsfall im Raum Freiburg 52 Soldaten als Zeugen vernommen

Banner der deutsch-französischen Brigade
Foto: Marijan Murat/ picture alliance / Marijan Murat/dpaIm Fall des jahrelang sexuell missbrauchten Jungen bei Freiburg sind etliche Kameraden eines festgenommenen Soldaten als Zeugen befragt worden. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte umfangreiche Ermittlungen, 52 Soldaten aus dem Umfeld des Mannes seien befragt worden.
Der 42-Jährige ist wegen besonders schwerer Vergewaltigung und besonders schwerer Zwangsprostitution angeklagt. Er war am 25. Oktober 2017 in seiner Kaserne der deutsch-französischen Brigade bei Straßburg im Elsass festgenommen worden.
Er wurde laut dem Sprecher bereits 2008 wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material verurteilt. Er sei zwar deshalb vom Truppendienstgericht degradiert worden. "Aber die Strafe war nicht so hoch, dass er aus der Bundeswehr damals entfernt worden ist."
Die Bundeswehr arbeite intensiv mit der Staatsanwaltschaft Freiburg in dem Fall zusammen, sagte der Sprecher des Ministeriums. Man wissen wollen, ob die Vorgesetzten das anstößige Verhalten des Stabsfeldwebels gedeckt oder von seinen kinderpornografischen Neigungen gewusst haben. "Es gibt keine Anhaltspunkte einer Deckung beziehungsweise Verknüpfung mit den schweren Taten, die im Raum stehen", so der Sprecher.
Die befragten Kameraden hätten allerdings viele Vorwürfe geäußert, die den Verdacht auf weitere Dienstvergehen des Mannes begründen. Etwa die private Nutzung eines Dienstfahrzeugs, der Missbrauch der Befehlsbefugnis oder Porno-Konsum auf dem Handy während der Dienstzeit.
Ein Kompaniechef habe bei der Vernehmung eine unwahre Aussage getroffen und diese später korrigiert. Deshalb sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Der Mann sei von seiner Aufgabe entbunden worden. Er habe den Angeklagten aber nicht gedeckt.
Insgesamt sitzen wegen des Missbrauchsfalls acht Verdächtige in Untersuchungshaft, darunter die 47 Jahre alte Mutter des Jungen und ihr Freund. Dem Paar wird unter anderem vorgeworfen, den heute Neunjährigen seit 2015 für Missbrauch im Internet angeboten zu haben. Einer der Käufer soll der 42-jährige Soldat gewesen sein.