Missbrauchsfall in Münster Tatverdächtige arbeitete als Erzieherin

Eine Gartenlaube in Münster gilt als Haupttatort
Foto: Guido Kirchner/ dpaEine im Missbrauchsfall Münster als Tatverdächtige inhaftierte Frau hat bis zu ihrer Festnahme als Erzieherin in einem Kindergarten gearbeitet. "Die Leitung der Kita wurde von uns informiert", sagte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt.
Demnach gibt es derzeit aber keine Hinweise auf Taten der 45-Jährigen im Kindergarten. Ermittelt werde nur im familiären Umfeld der Frau. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hatte als erstes über die Tatverdächtige berichtet. Es soll sich bei ihr um die Mutter des Hauptverdächtigen handeln. Ihre Gartenlaube in Münster gilt derzeit als Haupttatort. Die Frau soll ihrem Sohn die Schlüssel überlassen und den sexuellen Missbrauch der Kinder in Kauf genommen haben.
Die Polizei hat drei Kinder als Opfer identifiziert. Sie sind fünf, zehn und zwölf Jahre alt. Insgesamt elf Tatverdächtige aus mehreren Bundesländern wurden festgenommen, sieben Beschuldigte, darunter die 45-Jährige, befinden sich in Untersuchungshaft. Der Hauptbeschuldigte ist ein 27-jähriger IT-Experte aus Münster.
Nach Durchsuchungen an zwölf Orten hatten die Ermittler Festplatten und Datenträger mit mehr als 500 Terabyte hochprofessionell verschlüsseltem Material sichergestellt. Die Videobilder, zu denen die Beamten bislang Zugriff haben, dokumentieren laut Polizeipräsident Rainer Furth den Missbrauch der Kinder in "unfassbaren Bildern". "Selbst die erfahrensten Kriminalbeamten sind an die Grenzen des menschlich Erträglichen gestoßen und weit darüber hinaus", sagte er.
Der Hauptverdächtige ist für die Polizei kein Unbekannter. In den Jahren 2016 und 2017 wurde er wegen der Verbreitung und des Besitzes von Kinderpornografie zu Bewährungsstrafen verurteilt. Wegen einer offen bekundeten pädophilen Neigung verpflichtete das Gericht ihn damals zu einer Therapie. Dieser Aufforderung kam der Mann der Staatsanwaltschaft zufolge auch nach. Im April 2019 stellten Ermittler allerdings erneut Material bei ihm sicher - und dann dauerte es noch ein Jahr, bis es Experten gelang, dieses zu entschlüsseln.