Komplex Bergisch Gladbach
39-Jähriger wegen schweren Kindesmissbrauchs zu 13 Jahren Haft verurteilt
Die Anklage warf ihm vor, seine eigenen Kinder missbraucht und Bilder der Taten in Chatgruppen veröffentlicht zu haben. Nun hat das Landgericht Wiesbaden den Mann schuldig gesprochen.
In einem Prozess zum Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ist der Angeklagte zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Wiesbaden verhängte gegen den 39-Jährigen eine Freiheitsstrafe wegen mehr als 50 Fällen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs sowie Besitzes, Herstellung und der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornografischer Schriften.
Zudem ordnete das Gericht die Unterbringung des Mannes in der Sicherungsverwahrung an, Patrick F. sitzt bereits seit Oktober 2019 in Untersuchungshaft. Die Urteilsbegründung fand ebenso wie die Verhandlung selbst unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Dem Deutschen war vorgeworfen worden, seine Kinder, darunter ein Säugling und ein Stiefkind, sexuell missbraucht und Bilder der Taten über Chatgruppen verschickt zu haben. Die Anklage umfasste den Gerichtsangaben zufolge 291 Taten zwischen Januar 2014 und Oktober 2019.
Sein Mandant sei schockiert über das Urteil, sagte Verteidiger Oliver Baars nach Ende der Urteilsbegründung. Ob er dagegen vorgehen wolle, sei noch nicht sicher. Der Rechtsanwalt hatte eine Haftstrafe von acht Jahren gefordert. "Mein Mandant hat von Beginn an umfassend und vollumfänglich mitgearbeitet", sagte Baars. F. sei zudem sehr an einer Therapie interessiert.
Vor vier Wochen war in dem Missbrauchskomplex ein zentraler Angeklagter zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Zudem ordnete das Landgericht Köln die Sicherungsverwahrung für Jörg L. an. Es sprach den 43-Jährigen schuldig, immer wieder seine 2017 geborene Tochter missbraucht zu haben.
Jörg L. gilt als Schlüsselfigur im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach. Bei Durchsuchungen wurden nicht nur riesige Mengen kinderpornografischen Materials entdeckt, sondern auch viele Kontakte zu anderen Männern, die im Netz Videos und Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs austauschten.
Nach und nach kamen Ermittler so immer mehr Verdächtigen auf die Spur. Der Fall hat längst bundesweite Ausmaße angenommen. Mittlerweile werden Spuren in Foren, Gruppenchats und Messengerdiensten zu Tausenden möglichen Verdächtigen verfolgt.
"Das macht es für uns auch besonders schwierig"
Benjamin Krause, Oberstaatsanwalt bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main
Der jetzt verurteilte 39-Jährige sei sich in den Chats sehr sicher gewesen, nicht entdeckt zu werden und habe teilweise Angaben gemacht, die dank intensiver Ermittlungen auf seine Spur geführt hätten, erklärte Benjamin Krause, Oberstaatsanwalt bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main.
Der Fall sei enorm wichtig für die ZIT, es sei ein besonders schwerwiegender Fall, sagte Krause. In den Gruppen und Chats habe es jedoch nicht einen Chef oder Administrator gegeben, vielmehr habe jeder der Täter ein eigenes, einzelnes Netzwerk gehabt. "Das macht es für uns auch besonders schwierig." Auch eine Handvoll Kontaktpartner von Patrick F. seien identifiziert, gegen sie seien getrennte Verfahren eingeleitet worden, so Krause.