Missbrauchsskandal Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Erzbischof Zollitsch

Erzbischof Zollitsch: Substanzlose Vorwürfe
Foto: TONY GENTILE/ REUTERSFreiburg - Die Staatsanwaltschaft Freiburg hat gegen Erzbischof ein Strafverfahren wegen Beihilfe zum Kindesmissbrauch eingeleitet. Hintergrund sei eine entsprechende Anzeige eines Mannes, die Ende Mai in Freiburg eingegangen sei, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier SPIEGEL ONLINE.
Dem katholischen Geistlichen wird demnach vorgeworfen, als Personalreferent 1987 die Anstellung eines Paters veranlasst zu haben, obwohl von diesem bekannt gewesen sei, dass er sexuelle Übergriffe begangen habe. Die Taten sollen sich in der Gemeinde Birnau am Bodensee ereignet haben. Die Freiburger Behörde gab deswegen das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Konstanz ab, weil dort die mutmaßliche Haupttat verfolgt wird. In Konstanz sind die Akten bislang aber nicht eingegangen, wie ein Sprecher sagte. Sollte das Verfahren gegen den Pater etwa wegen Verjährung eingestellt werden, wäre auch das Verfahren gegen Zollitsch hinfällig.
Das Erzbischöfliche Ordinariat wies die Vorwürfe als substanzlos zurück. Sie entbehrten "jeder Grundlage", hieß es. Man habe schon nach dem Bekanntwerden eines Vorwurfs gegen den Zisterzienserpater den Orden auf die zu ziehenden Konsequenzen hingewiesen. Außerdem sei erst Ende 2006 bekannt gewesen, dass es in den sechziger Jahren zumindest einen Fall von Missbrauch in Birnau gegeben habe.
Zollitsch ist auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und hatte seinem Augsburger Amtskollegen Walter Mixa nach Prügelvorwürfen im April öffentlich zu "einer Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz" geraten. Mixa reichte schließlich sein Rücktrittsgesuch bei Papst Benedikt XVI. ein, der es annahm. Vorermittlungen gegen Mixa stellte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ein.
Die katholische Kirche wird derzeit von vielen Fällen von Missbrauch und Misshandlungen in Ländern wie Deutschland, Irland, Italien oder den USA erschüttert.