Durchsuchungen Polizei stellte 46 Waffen bei Beschuldigten im Mordfall Lübcke sicher

Gedenken an Walter Lübcke: Der CDU-Politiker wurde am 2. Juni ermordet
Foto: Swen Pförtner/DPAIm Fall des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat die Polizei bei den drei Beschuldigten 46 Waffen sichergestellt. Das teilte das Bundesinnenministerium auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Martina Renner mit.
Bisher sei von fünf Schusswaffen im Zusammenhang mit den drei Personen die Rede gewesen, schreibt der "Tagesspiegel", der zuerst über die Antwort auf die Linken-Anfrage berichtete. Die Antwort des Ministeriums liegt auch dem SPIEGEL vor.
Die bisher bekannten Waffen stammen aus einem Erddepot, zu dem der Tatverdächtige Stephan Ernst die Ermittler geführt hatte. In dem Versteck befand sich auch der Revolver Kaliber 38, mit dem Lübcke am 2. Juni vor seinem Haus im nordhessischen Wolfhagen erschossen wurde.
Das Ministerium machte nun allerdings keine Angaben dazu, um welche Art von Waffen es sich genau handelt und wie sich die 46 Waffen auf die drei Personen verteilen. Dies könne mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht beantwortet werden, heißt es in der Antwort.
Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Attentat aus. Der Hauptverdächtige Stephan Ernst wurde am 15. Juni festgenommen. Er bewegte sich jahrelang in der Neonazi-Szene und wurde mehrfach wegen Gewaltdelikten verurteilt, war aber seit 2009 vom Radar der Sicherheitsbehörden verschwunden.
Wegen Beihilfe zum Mord ermittelt der Generalbundesanwalt gegen Elmar J. und Markus H. Elmar J. soll Ernst die Tatwaffe verkauft haben. Markus H. soll den Kontakt zwischen den beiden vermittelt haben. Die Männer hätten von der rechtsradikalen Gesinnung Ernsts gewusst, Hinweise auf eine rechtsterroristische Vereinigung gebe es aber nicht, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft im Juni. Von den konkreten Plänen Ernsts hätten die anderen beiden allerdings nichts gewusst.
Im Zuge der Ermittlungen, so schreibt nun das Ministerium, habe es 21 Durchsuchungen gegeben. Neun weitere erfolgten demnach mit der Zustimmung der Betroffenen. Alle fanden im Zeitraum vom 8. Juni bis 19. Juli in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg statt.
"Die Anzahl der Durchsuchungen und der aufgefundenen Waffen drängt die Vermutung auf, dass das Netzwerk größer als bislang bekannt ist. Dies wiederum wirft die Frage auf, ob diesem Netzwerk noch weitere Taten zugerechnet werden müssen", sagte Linken-Abgeordnete Martina Renner dem SPIEGEL.