Blumen vor dem Olympia-Einkaufszentrum
Foto: Peter Kneffel/ APDer Amokläufer von München hat nach Erkenntnissen der Münchner Staatsanwaltschaft möglicherweise einen Mitwisser gehabt. Der 18-jährige David S. habe kurz vor der Tat einen 16-jährigen Freund im Bereich des Tatorts getroffen, teilte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch mit.
Der 16-jährige Afghane wurde am Sonntagabend festgenommen, es soll Haftbefehl wegen Verdunklungsgefahr beantragt werden. Es gehe um das Nichtanzeigen einer geplanten Straftat. Mittlerweile ist der Jugendliche wieder auf freiem Fuß.
Die Staatsanwaltschaft hatte den Haftbefehl unter anderem wegen Verdunkelungsgefahr beantragt. Der Ermittlungsrichter sah laut der Behörde aber keinen dringenden Tatverdacht und auch keinen Haftgrund.
Kommunikation über WhatsApp
Die Ermittler berufen sich auf eine WhatsApp-Kommunikation kurz vor der Tat zwischen den beiden Teenagern. Der 16-Jährige habe den Verlauf zunächst gelöscht, die Polizei habe ihn aber wiederherstellen können.
Die beiden Teenager lernten sich demnach im vergangenen Jahr während eines stationären Aufenthalts in einer Psychiatrie kennen. Sie teilten nach Erkenntnissen der Ermittler ihre Begeisterung für sogenannte "Killerspiele" am Computer und tauschten sich über das Thema Amoklauf aus.
Der 16-Jährige Freund des Täters war am Sonntag um 19.15 Uhr festgenommen worden. Nach Angaben der Ermittler hatte er sich kurz vor der Tat in einem Münchner Einkaufszentrum mit dem Amokschützen im Bereich des Tatorts getroffen. Möglicherweise habe er auch von dessen Waffe gewusst.
David S. hatte am Freitag auf dem Gelände des Olympia-Einkaufszentrums neun Menschen erschossen und sich danach selbst umgebracht.
Das Einkaufszentrum wurde am Montagmorgen wieder geöffnet. Wie Center-Manager Christoph von Oelhafen sagte, fand vorher ein Gedenkgottesdienst mit allen Mitarbeitern statt. "Bevor wir zum Alltag übergehen, haben wir die Mitarbeiter zusammengeholt, damit jeder weiß, dass er nicht allein ist."
Von den insgesamt 35 Verletzten schwebt nach Angaben der Polizei keiner mehr in Lebensgefahr.
Video-Chronik: Die dramatischen Stunden von München
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Polizeifahrzeuge vor dem Olympia-Einkaufszentrum in München: Hier waren am Freitagabend um 17.52 Uhr die ersten Schüsse bei einem Schnellrestaurant gefallen. Inzwischen ist klar, dass es zehn Tote gegeben hat, darunter den mutmaßlichen Schützen.
Blumen am Zugang zur U-Bahnstation Olympia-Einkaufszentrum in München: Am Freitagabend und in der Nacht gab es nach Angaben der Polizei 2300 Einsatzkräfte in München.
Polizeifahrzeuge nahe dem Münchner Hauptbahnhof am Freitagabend: Nach den Schüssen am Einkaufszentrum war in manchen Teilen der Stadt Panik ausgebrochen. Stundenlang ging die Polizei von mehreren Tätern aus, die womöglich noch flüchtig waren.
Untersuchungen am Tatort: Von weiteren Tätern geht die Polizei inzwischen nicht mehr aus. Die Polizei glaubt nun vielmehr, dass der mutmaßliche Schütze, ein 18-jähriger Deutsch-Iraner, allein gehandelt hat. Er hat sich selbst getötet.
Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä: Die Ermittler haben die Bevölkerung aufgerufen, ihnen mögliche weitere Handyvideos vom Tatort zur Verfügung zu stellen. Das helfe, den Ablauf der Tat zu klären.
Rettungskräfte am Georg-Brauchle-Ring nahe dem Einkaufszentrum: Ärzte und Schwestern wurden nach der Tat in die Krankenhäuser der Stadt gerufen.
Blumen zur Erinnerung: Die Stadt und das Land trauern um die neun Opfer des Todesschützen. Am Samstag gibt es bundesweit Trauerbeflaggung an deutschen Bundesbehörden, außerdem auch an bayerischen Regierungsgebäuden.
Journalisten arbeiten nach der Gewalttat in einem Autohaus nahe dem Einkaufszentrum: Hier hatte die Polizei ein provisorisches Pressezentrum eingerichtet.
Weinende Frau auf einer Münchner Straße: Mehrere Fehlalarme sorgten für zusätzliche Angst in der Stadt. So kursierte anfangs das Gerücht, dass es in der Innenstadt eine weitere Attacke gab.
Verrammeltes Café in der Münchner Fußgängerzone: Der öffentliche Nahverkehr - U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen - wurde in der Stadt für mehrere Stunden komplett eingestellt, auch...
...der Zugverkehr stand still. Der Münchner Hauptbahnhof wurde evakuiert. Polizisten blieben vor Ort, um die Lage zu sichern.
Sondereinsatzkräfte am Freitagabend: Die Polizei hatte die Antiterroreinheit GSG9 des Bundes und Spezialeinheiten aus mehreren anderen Bundesländern angefordert.
Leere Straßenbahn am Freitagabend: Inzwischen läuft der Verkehr wieder weitgehend normal. Nur die U-Bahnstation am Einkaufszentrum ist noch gesperrt.
Polizei auf dem Weg zu einer Hausdurchsuchung: Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will sich nach dem Anschlag am Samstag ein Bild von der Lage machen. "Es ist schrecklich und gänzlich unfassbar, was in München passiert ist", sagte er.
Zerstörtes Auto wird abgeschleppt: Im Laufe des Abends hat Facebook für München den sogenannten "Safety Check" aktiviert - damit Menschen mitteilen können, dass sie in Sicherheit sind.
Fußgänger reicht einem Polizisten Blumen: Nach der Gewalttat hatte eine Zivilstreife den Angreifer gestellt und auch auf ihn geschossen. Unklar ist bislang, ob der 18-Jährige dabei auch getroffen wurde.
Spezialeinsatzkommando: Vor Journalisten sprach Polizeipräsident Andrä vom bisher schwersten Tag seiner Karriere. "Das Geschehen von gestern Abend und heute Nacht macht uns traurig, sprachlos, und die Gedanken sind insbesondere jetzt auch bei den Opfern", sagte er.
Polizeifahrzeug im Einsatz: In den sozialen Netzwerken wurde die ruhige und besonnene Kommunikation der Beamten sehr gelobt.
Bundeskanzleramt in Berlin: Hier berät am Samstag das Bundessicherheitskabinett.
Baseballstadion in New York: Auch international, wie bei diesem Spiel der New York Yankees gegen die San Francisco Giants wurde der Opfer von München gedacht - auch wenn zu diesem Zeitpunkt kaum klar war, was eigentlich genau in der Stadt passiert war.