»Soko Nightlife« Drogenskandal der Münchner Polizei – drei Beamte angeklagt

In München sollen Polizisten im großen Stil Drogen genommen und verkauft haben. Bald müssen mehrere Beamte vor Gericht – ein Verdächtiger war erst vor wenigen Tagen aufgespürt worden.
Wappen der bayerischen Polizei: Offenbar mit Koks, MDMA, Ecstasy gehandelt

Wappen der bayerischen Polizei: Offenbar mit Koks, MDMA, Ecstasy gehandelt

Foto: Sven Hoppe/ picture alliance / Sven Hoppe/dpa

Es geht um den Handel mit Koks, MDMA, Ecstasy: Die Staatsanwaltschaft hat im Drogenskandal der Münchner Polizei gegen drei Beamte Anklage erhoben. Ein flüchtiger Verdächtiger konnte festgenommen werden, teilte die Behörde mit .

Eine Sonderkommission mit dem Namen »Soko Nightlife« ermittelt seit gut einem Jahr in der Sache. Insgesamt gab es 58 Beschuldigte – davon 37 Polizisten und 21 Privatpersonen.

13 Verfahren wurden laut Staatsanwaltschaft eingestellt, weil kein Tatnachweis zu führen gewesen sei. Drei Verfahren seien wegen Geringfügigkeit gegen eine Geldauflage eingestellt worden. In weiteren zwölf Verfahren seien Strafbefehle beantragt und teilweise bereits rechtskräftig erlassen worden.

In drei Fällen erhob die Staatsanwaltschaft Anklage – die Betreffenden sind bereits suspendiert:

  • Ein Beamter soll Kokain, Marihuana, MDMA und Ecstasy besessen und weitergegeben haben.

  • Ein Kollege soll Kokain erworben und verkauft, Dienstgeheimnisse verraten und Munition unterschlagen haben.

  • Einem dritten Polizisten wird zur Last gelegt, Marihuana besessen und durch eine Bildaufnahme die »Hilflosigkeit einer Person zur Schau« gestellt zu haben.

Einem weiteren suspendierten Polizisten wird der Staatsanwaltschaft zufolge in mehr als 150 Fällen der Kauf sowie die Beihilfe zum Drogenhandel und Drogenbesitz vorgeworfen. Außerdem soll er seine Waffe unerlaubt weitergegeben haben. Dieser Mann sei flüchtig gewesen, nun aber verhaftet.

Die übrigen der 37 Verfahren dauern noch an.

Ein Kronzeuge hat ausgepackt

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft stellen die zum großen Teil aus dem Münchner Polizeipräsidium und anderen bayerischen Polizeidienststellen kommenden Beamten keine geschlossene Gruppe dar. Es gebe aber freundschaftliche und kollegiale Beziehungen.

Neben den Verfahren gegen die insgesamt 37 Polizeibeamten liefen auch Verfahren gegen 21 Privatpersonen – diese seien zum großen Teil eingestellt worden.

Die Vorwürfe gegen die Polizisten waren ans Licht gekommen, weil ein mutmaßlicher Drogendealer als Kronzeuge in einem Gerichtsverfahren über seine mutmaßlichen Kunden in Uniform auspackte. Die Polizisten sollen die Rechtsverstöße überwiegend beim Feiern in ihrer Freizeit begangen haben.

jpz/AFP
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