Verdächtiger aus Hamburg Islamist wollte womöglich Biomärkte erpressen

Polizisten vor der ehemaligen Al-Quds-Moschee in Hamburg (2010)
Foto: FABIAN BIMMER/ AFPEin wegen mutmaßlicher Anschlagspläne in Hamburg festgenommener Islamist hatte womöglich auch Biosupermärkte im Visier. Nach SPIEGEL-Informationen fanden die Ermittler auf einem Handy von Abdurrahman C. eine brisante Notiz aus dem Herbst 2020. Sie halten sie für den Entwurf eines Erpresserschreibens, das sich an eine Biomarktkette richten sollte.
Darin soll C. Anschläge angedroht haben, falls er nicht eine fünfstellige Euro-Summe per Kryptowährung überwiesen bekomme. Die Behörden rätseln, was hinter der Notiz steckt. Eine These lautet, dass der Islamist erwog, mit Erpressung seine Terrorpläne zu finanzieren. Das Drohschreiben wurde aber wohl nie abgeschickt.

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Abdurrahman C., 20, war bereits im Sommer bei einem fingierten Waffengeschäft festgenommen worden, die Hamburger Polizei machte dies vor einer Woche öffentlich. Demnach soll der Deutschmarokkaner versucht haben, im Darknet eine Pistole und eine Handgranate zu kaufen, geriet dabei aber an einen verdeckten Ermittler .
Verbindungen zum 9/11-Umfeld
Bei der Durchsuchung einer von C. genutzten Wohnung entdeckten Staatsschützer Mitte November Chemikalien für den Bau eines potenziell tödlichen Sprengsatzes: ein Kilo Kaliumnitrat, ein Kilogramm Schwefel, ein halbes Kilo Holzkohlestaub, Hunderte Schrauben und Muttern, dazu weitere Bombenkomponenten.
Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft das Terrorverfahren übernommen. Eine Anfrage zu den Vorwürfen ließ C.s Verteidiger unbeantwortet.
Dem Verfassungsschutz war der Deutschmarokkaner vor den Ermittlungen als erweiterter Kontakt von Hamburger Islamisten bekannt, galt allerdings nicht als Protagonist der Szene. Sein Vater kannte nach SPIEGEL-Informationen Islamisten aus dem Umfeld der 9/11-Attentäter und war Mitverantwortlicher der berüchtigten Al-Quds-Moschee am Hamburger Steindamm. Dort hatten auch die Todespiloten vom 11. September 2001 gebetet. Sie ist inzwischen von den Sicherheitsbehörden geschlossen worden.