Wachpersonal für Asylheime Arbeitsagentur schickte Neonazi-Messerstecher Jobangebot

Rechtsextremist Peter B. in Lübeck (2008): "Schlicht wahnsinnig"
Foto: recherche-nord"Sicherheitskräfte für Asylbewerbereinrichtungen gesucht", steht in fetten Buchstaben über dem Brief der Agentur für Arbeit. Für die Zugangskontrolle, die Betreuung der Flüchtlinge und "die Aufrechterhaltung der Ordnung" werde Personal "in großer Anzahl" benötigt. Interessenten könnten sich per Mail melden und würden dann zu einem Infoabend eingeladen. Gerichtet ist das Schreiben an den in Neumünster lebenden Arbeitslosen Peter B., der Staatsschützern über lange Zeit als gefährlichster Neonazi in Schleswig-Holstein galt.
Der heute 42 Jahre alte B. hatte sich schon in den Achtzigerjahren der Skinheadszene angeschlossen. Nach der Jahrtausendwende war er dann für einige Zeit Landesvorsitzender der rechtsextremen NPD in Kiel. In dieser Zeit versorgte B. einem Urteil zufolge die Neonazi-Zelle "Combat 18 Pinneberg" mit Waffen in erheblicher Zahl. Dafür musste er einige Jahre lang ins Gefängnis.
Überhaupt reichen seine Erfahrungen mit dem Rechtsstaat weit zurück. Schon mit 16 Jahren stach B. auf einen Taxifahrer ein. Später verletzte B. einen Busfahrer mit dem Messer, weil der einen Afrikaner beschützen wollte. Tage darauf stach B. wiederum in einer Kieler Kleingartenanlage einen Mann nieder. Zuvor hatte der Neonazi versucht, dort Hakenkreuz-Aufkleber anzubringen. B. selbst verstand sich als "permanentnationalrevolutionären Anarchisten", wie er einmal schrieb. Ein Ermittler sagt hingegen über ihn: "Der ist schlicht wahnsinnig."
Schnell mit dem Messer
Seit einigen Jahren gehört B. der Rockerbande Bandidos in führender Position an. (Lesen Sie dazu auch unsere Analyse: Wo Rocker und Rechte gemeinsame Sache machen) Auch dort sorgte er für gewaltige Unruhe. Die fortgesetzten Gewalttätigkeiten zwischen der Gang und den rivalisierenden Hells Angels im Norden führten Kriminalbeamte in den vergangenen Jahren vor allem auf das unheilvolle Wirken des Peter B. zurück. Auch dabei kamen immer wieder Messer zum Einsatz.
Ein anderer Rocker arbeitete bereits als Wachmann in einer Asylbewerberunterkunft: Der ehemalige Anführer des inzwischen verbotenen Kölner Hells-Angels-Charter. Erst Medienberichte über die Vergangenheit von Günter L. führten dazu, dass der Ex-Rocker vom Heim im nordrhein-westfälischen Frechen abgezogen wurde. Die zuständige Bezirksregierung teilte mit, dass wegen der angespannten Lage in der Flüchtlingskrise die Überprüfungen des Sicherheitspersonals länger als üblich gedauert hätten.
"Nicht eingeladen"
Auch im Fall von Peter B. erklärte die Arbeitsagentur Neumünster auf Anfrage, man habe alle männlichen Kunden im Alter von 20 bis 64 Jahren mit "einem elektronisch generierten Serienbrief" angeschrieben. Das seien etwa 1500 Personen gewesen. Darunter habe sich auch B. befunden. Es sei nicht möglich, in den Datensystemen des Hauses nach Vorstrafen oder politischer Gesinnung zu filtern. B. habe aber ohnehin auf das Schreiben nicht reagiert und sei daher "nicht zu einer Informationsveranstaltung eingeladen worden", so die Arbeitsagentur.
Die Behörde kann in ihrem Vorgehen keinen Fehler erkennen, ohnehin sieht sie in der Flüchtlingskrise eine große Chance: "Der aktuell hohe Bedarf an Sicherheitspersonal in Asylbewerbereinrichtungen bietet erfreulicherweise vielen Arbeitslosen die Chance, wohnortnah eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Vollzeit aufzunehmen."
Peter B. und sein Anwalt ließen Anfragen unbeantwortet. Im Internet zeigt sich der tätowierte Rocker jedoch noch immer am liebsten von seiner gefährlichen Seite. Da posiert er etwa mit nacktem Oberkörper, seine Hände formen eine Pistole. Er zielt in die Kamera. Darüber steht auf Englisch: "Was auch immer nötig ist."