Mordserie von Krankenpfleger Polizei weitet Ermittlungen im Fall Niels H. aus

Niels H. soll in zwei Krankenhäusern Dutzende Patienten getötet haben. Nun hat der frühere Krankenpfleger in Vernehmungen die Verwendung eines weiteren Medikaments bei seinen Taten eingeräumt.
Niels H. (Archiv)

Niels H. (Archiv)

Foto: Carmen Jaspersen/ dpa

Im Fall der Mordserie in zwei Krankenhäusern in Niedersachsen gibt es einen neuen Ermittlungsansatz: Die Polizei sucht nach Spuren weiterer Medikamente, die Niels H. für die Verbrechen benutzt haben könnte.

Der zu lebenslanger Haft verurteilte ehemalige Krankenpfleger sei mittlerweile mehrfach vernommen worden und habe dabei zugegeben, ein weiteres Medikament als Tatmittel verwendet zu haben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Oldenburg mit. Nun müssten die Ermittler sämtliche Krankenunterlagen auswerten und ergänzende Gutachten von Sachverständigen einholen.

Die Ermittlungen der Sonderkommission "Kardio" könnten nicht wie ursprünglich geplant im Juni dieses Jahres abgeschlossen werden, sondern vermutlich erst im Spätsommer. Weitere Exhumierungen soll es nach jetzigem Ermittlungsstand nicht mehr geben. Ende August wollen Polizei und Staatsanwaltschaft über den abschließenden Stand der Ermittlungen bei einer Pressekonferenz unterrichten.

Bekannt war bislang, dass Niels H. zwei Herzmedikamente für seine Taten nutzte. Der heute 40-Jährige wurde nach zwei Prozessen 2008 und 2015 wegen zweifachen Mordes, drei versuchten Morden sowie einer gefährlichen Körperverletzung im Klinikum Delmenhorst zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Auf massiven Druck von Angehörigen nahm die Staatsanwaltschaft Oldenburg die Ermittlungen wieder auf.

H. hatte gestanden, dass er etwa 90 Patienten in einen lebensbedrohlichen Zustand versetzte, um sie danach zu reanimieren. Die Ermittler untersuchten weitere Todesfälle in H.s Dienstzeiten und ordneten die Exhumierung von verstorbenen Patienten an.

Die Staatsanwaltschaft geht von insgesamt 37 nachgewiesenen Tötungsdelikten in Delmenhorst aus. Im Klinikum Oldenburg, wo H. vor seinem Wechsel nach Delmenhorst gearbeitet hatte, soll er mindestens sechs Patienten getötet haben. Die Ermittler überprüfen mehr als 200 Verdachtsfälle. Die Mordserie gilt als eine der größten in Deutschland.

wit/dpa/AFP
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