LKA Thüringen Dutzende Einträge in NSU-Akten sollen verschwunden sein

Es geht um 114 verschwundene SMS: In Thüringen wurden womöglich Akten zum "Nationalsozialistischen Untergrund" manipuliert, laut einem Bericht ermittelt nun der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags.
Stellwand im LKA Thüringen

Stellwand im LKA Thüringen

Foto: arifoto UG/ dpa

Der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages untersucht offenbar eine mutmaßliche Aktenmanipulation in Thüringen. Laut einem Bericht des MDR geht es um mehr als hundert von der Polizei abgefangene SMS, die in den Zielfahndungsakten des Thüringer Landeskriminalamtes aus dem Jahr 1998 fehlen.

Das LKA hatte damals bei der Suche nach dem untergetauchten Jenaer Terrortrio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe  das Handy des mutmaßlichen NSU-Unterstützers und sächsischen Neonazis Jan Werner angezapft.

Erst jetzt wurde offiziell bekannt, dass ein großer Teil der abgehörten SMS von Werner in den Papierakten fehlen. In den Protokollen sind rund 2500 abgefangene Kurzmitteilungen fortlaufend nummeriert, doch ein Block mit 114 SMS ist nicht dokumentiert. Diese Nachrichten hatte Werner mutmaßlich zwischen dem 26. und 27. August 1998 versendet oder empfangen.

Kontakt mit V-Mann "Piatto"

Das Thüringer Innenministerium räumte dem Bericht zufolge in seiner Antwort vom 16. Februar an den Bundestag ein, dass die Daten verschwunden seien. Ein damaliges technisches Versagen der Abhöranlage werde vom Innenministerium ausgeschlossen. Wie die Daten aus den alten Akten verschwunden seien, könne das Ministerium nicht erklären.

Werner hatte dem Bericht zufolge am 25. August 1998, nur einen Tag bevor die Lücke im Abhörprotokoll auftaucht, Kontakt mit "Piatto", dem V-Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes, gehabt. Der Untersuchungsausschuss des Bundestags wolle nun die Vorladung Thüringer LKA-Beamte als Zeugen prüfen.

mxw/dpa
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