Zeuge im NSU-Prozess
Pannen sollen Flucht des mutmaßlichen Terrortrios begünstigt haben
Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München hat ein Zeuge Ermittler belastet. Bei der Thüringer Staatsanwaltschaft habe es Pannen gegeben, die es dem mutmaßlichen Neonazi-Terrortrio erleichterten, in den Untergrund zu gehen.
OLG in München: Kripo-Beamter aus Jena spricht von Behördenpanne
Foto: Peter Kneffel/ dpa
München - Ein leitender Kripo-Beamter aus Jena in Thüringen hat im Münchner NSU-Prozess Behördenpannen geschildert, die die Flucht des mutmaßlichen Neonazi-Terrortrios Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos begünstigt haben könnten. Nach dem Fund dreier Sprengsätze und mehrerer Briefbombenattrappen habe seine Einsatzgruppe Mitglieder der rechtsradikalen "Kameradschaft Jena" im Verdacht gehabt, sagte der Zeuge vor dem Oberlandesgericht München. Namentlich sei Böhnhardt verdächtigt worden.
Bei der Durchsuchung einer von Zschäpe gemieteten Garage habe die Polizei "Materialien für die drei Bomben" gefunden. Allerdings sei es nicht gelungen, die Täter anschließend festzunehmen. Ein "Einsatzstaatsanwalt" habe zwar wegen "Gefahr im Verzug" zunächst die Festnahme angeordnet. Ein anderer Staatsanwalt habe diese Entscheidung am Tag darauf jedoch zurückgenommen.
Die drei mutmaßlichen NSU-Terroristen stammten aus Thüringen. Sie lebten 13 Jahre im Untergrund und sollen in dieser Zeit zehn Menschen ermordet und zwei Sprengstoffanschläge verübt haben. In Thüringen hatte sich auch der erste harte NSU-Unterstützerkern gebildet.