Oberösterreich Ermittler fassen Bande krimineller Rechtsextremer

Ermittler haben in Oberösterreich 24 Rechtsradikale festgenommen, die für schwere Verbrechen verantwortlich sein sollen. Es geht um Raub, Körperverletzung, Drogen- und Waffenhandel sowie um die Organisation illegaler Prostitution. Ein Opfer sollen sie mit einer Kettensäge traktiert haben.

Wien/Linz - Ende 2012 sei er die unliebsamen Mieter endgültig losgeworden, sagte Erich Ruzowitzky dem österreichischen Sender ORF. Ruzowitzky trägt einen bekannten Namen: Sein Sohn Stefan ist ein Regisseur, er erhielt für sein KZ-Drama "Die Fälscher" vor fünf Jahren einen Oscar. Und wenn Erich Ruzowitzky von unliebsamen Mietern spricht, meint er keine Ruhestörer oder Mietpreller: Rechtsradikale hatten sein Bauernhaus zu ihrem Hauptquartier gemacht.

Ruzowitzky senior sagte, die Polizei-Sondereinheit Cobra sei öfter im Haus gewesen und habe Männer festgenommen, aber nicht gesagt, was gegen sie vorliege. Nun weiß er es: Die oberösterreichische Polizei gab am Donnerstag bekannt, ein Netzwerk von mutmaßlichen Kriminellen mit Verbindungen zur rechtsextremen Szene aufgedeckt zu haben.

24 Menschen wurden festgenommen, zehn davon sitzen noch in Untersuchungshaft, teilte die Polizei Oberösterreich mit. Einige der Männer seien wegen rechtsextremer Delikte vorbestraft, sagte eine Sprecherin.

Die Palette der Straftaten, die der Bande vorgeworfen werden, umfasst ein breites Spektrum: Sie reicht von Buntmetalldiebstählen über 23 Einbrüche bis zu Brand- und Buttersäureanschlägen im Rotlichtmilieu. Unter anderem sollen die Festgenommenen Frauen mit Gewalt und Drohungen zur Prostitution gezwungen sowie einen Bordellbetreiber entführt und mit einer Kettensäge misshandelt haben. Auch für ein ausgebranntes Wiener Bordell sollen sie verantwortlich sein.

Zudem soll die Organisation einen regen Waffenhandel betrieben haben, berichtete die Polizei. Bei Hausdurchsuchungen fanden Beamte unter anderem zahlreiche zum Teil illegale Schusswaffen, Kriegsmaterial sowie zehn Kilogramm Sprengstoff. Den Sachschaden aller von der Organisation mutmaßlich ausgeführten Straftaten schätzt die Polizei auf 3,5 Millionen Euro. Zudem fand die Polizei in dem Bauernhaus Fahnen und Schriften mit NS-Symbolen.

Über Verbindungen nach Deutschland sei bisher nichts bekannt, sagte eine Polizeisprecherin. Die Festgenommenen sollen Teil der inzwischen aufgelösten Vereinigung Objekt 21 gewesen sein. Die Gruppierung umfasste mindestens 200 Mitglieder, die alle zur oberösterreichischen rechtsradikalen Szene gehörten, berichtete der ORF. An der Spitze standen vier Gewalttäter aus der rechten Szene, die nun in Untersuchungshaft säßen. Zum genauen Zeitpunkt aller Festnahmen wollte sich die Polizeisprecherin nicht äußern, einiges sei bereits im Sommer 2012 passiert.

Die Verdächtigen seien zum Teil geständig, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels, Christian Hubmer, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Ermittlungen seien zum Großteil beendet: "Ich kann aber nicht ausschließen, dass noch einzelne Delikte ans Tageslicht kommen."

bim/dpa

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