Nach Skandal-Exekution
Oklahoma richtet wieder Mörder hin
Die letzte Hinrichtung in Oklahoma verlief unglaublich grausam: Im April 2014 litt ein Delinquent 43 Minuten. Nach einer Zwangspause hat der US-Staat nun erneut einen Mann exekutiert - mit dem gleichen kontroversen Giftcocktail.
Erste Hinrichtung in neun Monaten: Todeskammer in McAlester, Oklahoma
Foto: Anonymous/ ASSOCIATED PRESS
Acht Monate nach einer grausam verpfuschten Hinrichtung hat der US-Bundesstaat Oklahoma erstmals wieder einen Mann exekutiert. Der wegen Mordes verurteilte Charles Warner wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) in einem Gefängnis östlich der Haupstadt Oklahoma City mit dem gleichen kontroversen Giftcocktail getötet. Das teilte die Justizverwaltung des US-Bundesstaats mit.
Warner, ein Afro-Amerikaner, sollte eigentlich schon im April sterben. Seine Hinrichtung war jedoch aufgeschoben worden, nachdem zwei Stunden zuvor ein anderer, ebenfalls schwarzer Delinquent aus dem selben Todestrakt ein qualvolles Ende gefunden hatte: Clayton Locketts Todeskampf dauerte 43 Minuten, er zappelte, stöhnte und bäumte sich auf. Ein Gefängnisbeamter beschrieb die Szene später als "blutiges Chaos".
Oklahoma stellte alle Hinrichtungen daraufhin vorerst ein. Rechtsanwälte und Mediziner klagten gegen die Prozedur und gegen die Verwendung des Betäubungsgifts Midazolam, das bei Lockett offenbar versagt hatte. Unterdessen renovierte der Staat die Todeskammer, unterzog die Henker einer verbesserten Schulung und verstärkte die Gift-Dosen.
Tat bis zuletzt bestritten
Schließlich ließ ein Berufungsgericht das umstrittene Verfahren wieder zu: Das Problem sei nicht das Gift gewesen, sondern das Versagen des Gefängnispersonals, das die Injektion falsch gesetzt habe. Das Justizwesen dürfe dadurch nicht "aus den Fugen geraten".
Warners Anwälte riefen zuletzt noch den Obersten US-Gerichtshof an. Der lehnte einen Aufschub aber im letzten Moment ab, und die Hinrichtung wurde mit halbstündiger Verspätung vollzogen. "Der Staat hat die Pflicht, sicherzustellen, dass die Strafe ausgeführt wird", erklärte Oklahomas Justizsprecher Aaron Cooper.
Warner, 47, war 1997 wegen der brutalen Vergewaltigung und Ermordung eines elf Monate alten Säuglings schuldig gesprochen worden. Bis zuletzt bestritt er die Tat. Das Baby war die Tochter seiner Freundin Shonda Waller. Waller hatte sich gegen seine Hinrichtung ausgesprochen: "Ich sehe keine Gerechtigkeit darin, jemanden einfach zum Sterben zu verurteilen. Für mich ist Gerechtigkeit, wenn jemand mit dem, was er dir angetan hat, leben muss."
Ebenfalls am Donnerstag wurde in Florida der 42-jährige Johnny Shane Kormondy mit der gleichen Gift-Kombination hingerichtet. Auch hier hatte der Supreme Court einen Aufschub abgelehnt. Kormondy saß mehr als 20 Jahre in der Todeszelle: Er war 1994 wegen Mordes und Vergewaltigung verurteilt worden.