Oliver Shanti vor Gericht Sektenguru wollte sich das Leben nehmen

Der des hundertfachen Kindesmissbrauchs angeklagte Oliver Shanti hat einen Selbstmordversuch unternommen. Im Prozess vor dem Münchner Landgericht kam nun heraus, dass der Esoterik-Musiker vor kurzem versuchte, sich in der Haftanstalt zu vergiften.
Oliver Shanti: Der an Morbus Hodgkin leidende 60-Jährige hatte Tabletten gehortet

Oliver Shanti: Der an Morbus Hodgkin leidende 60-Jährige hatte Tabletten gehortet

Foto: A3817 Tobias Hase/ dpa

München - Der mutmaßliche Kinderschänder und Sektenguru Oliver Shanti hat einen Selbstmordversuch in der Untersuchungshaft unternommen. Im Prozess vor dem Münchner Landgericht sagte der Vorsitzende Richter Stephan Kirchinger am Mittwoch, dass der Esoterik-Musiker vor neun Tagen in der Haftanstalt München-Stadelheim versucht hatte, sich das Leben zu nehmen.

Er habe vergangene Woche in seiner Zelle Tabletten geschluckt, die er zuvor gehortet habe, sagte die Münchner Staatsanwaltschaftssprecherin Barbara Stockinger am Mittwoch. Shanti sei in Lebensgefahr gewesen und ins Krankenhaus gekommen, inzwischen aber zurück in seiner Zelle.

Der 60-Jährige sei inzwischen von einem Psychiater untersucht worden. Er sei wieder verhandlungsfähig, allerdings nur sechs Stunden am Tag. Während des Gutachtens über den seelischen Zustand des Angeklagten wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Der Sachverständige bezeichnete den Suizidversuch am Rande der Sitzung als "ernst gemeint". Der an Morbus Hodgkin - einem Lymphdrüsenkrebs - leidende 60-Jährige habe offenbar über längere Zeit Tabletten gehortet. Shanti ist in der Krankenabteilung des Gefängnisses untergebracht. Er hat sich den hoch ansteckenden und gegen Antibiotika resistenten MRSA-Keim zugezogen, an der Verhandlung nimmt er in Schutzkleidung in einer Glasbox teil.

Gegen den Führer einer esoterischen Gemeinschaft wird seit gut zwei Monaten wegen sexuellen Missbrauchs von sechs Kindern in 314 Fällen verhandelt. Der Musiker hat zum Prozessauftakt die Vorwürfe auf ein "Komplott" von Mitgliedern der Gemeinschaft und Mitarbeiter des Kunstverlags, der unter anderem seine CDs herausbrachte, zurückgeführt. Die Mutter eines mutmaßlichen Missbrauchsopfers wies dies zurück. Ihr heute 24-jährige Sohn hatte gemeinsam mit einem Leidensgenossen das Verfahren gegen Shanti 2002 in Gang gebracht. Die Zeugin bezeichnete Shantis Angaben am Mittwoch als "Quatsch".

jjc/dpa/AP

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