Organspendeskandal
Möglicherweise noch weitere Ärzte verwickelt
Der Organspendeskandal betrifft möglicherweise noch mehr Ärzte, als bisher gedacht. Laut "Süddeutsche Zeitung" stieg die Zahl der Lebertransplantationen am Klinikum Regensburg 2009 drastisch an. Der Hauptverdächtige arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits in Göttingen.
Klinikum Regensburg: Verdächtig viele Lebertransplantationen
Foto: dapd
Regensburg - Der Organspendeskandal weitet sich aus. Der verdächtigte Oberarzt war an der Universitätsklinik Regensburg möglicherweise kein Einzeltäter, berichtet die "Süddeutschen Zeitung". Den Verdacht stützt das Blatt auf die Anzahl der Lebertransplantationen an dem Universitätsklinikum.
Auch nachdem der verdächtige Oberarzt das Klinikum im Jahr 2008 verlassen hatte, schnellte die Anzahl der Lebertransplantationen demnach drastisch in die Höhe: Während die Mediziner im Jahr 2008 noch 48 Lebern transplantiert hatten, waren es im Jahr 2009 insgesamt 69 Organe - ein Anstieg um mehr als 40 Prozent.
"Eine solche Steigerung gilt als ungewöhnlich, zumal selbst die größten deutschen Transplantationszentren nur rund 100 Lebern pro Jahr transplantieren", schreibt die Zeitung weiter. Noch dazu sei in Regensburg gerade erst die Zahl der Lebertransplantationen von 10 im Jahr 2003 auf knapp 50 gesteigert worden. Dies wird zum Teil auf die unlauteren Methoden des verdächtigen Oberarztes zurückgeführt, der auch für die Organ-Betrügereien an der Uniklinik Göttingen verantwortlich gemacht wird.
Dem ehemaligen Regensburger Oberarzt, der später an die Universitätsmedizin Göttingen wechselte, wird vorgeworfen, Krankenakten gefälscht zu haben, um Patienten kranker erscheinen zu lassen, als sie eigentlich waren. Auf diese Weise soll der Arzt die Verteilung von Spenderleben zugunsten seiner Kliniken beeinflusst haben. Alleine an der Uni-Klinik Regensburg besteht in 23 Fällen der Verdacht auf Manipulation. Hinzu kommen die Fälle in Göttingen, wo neben dem Hauptverdächtigen noch gegen einen zweiten leitenden Mediziner ermittelt wird.
Am Donnerstag war der Regensburger Chef der Chirurgie beurlaubt worden, der als Vorgesetzter des beschuldigten Oberarztes möglicherweise seine Kontrollpflicht nicht ausreichend erfüllt hat. Auf ausdrücklichen Wunsch der Staatsanwaltschaft gibt das Klinikum jedoch keine weiteren Informationen zu den Sachverhalten und den laufenden Ermittlungen heraus.
Die Staatsanwaltschaft Regensburg ließ erklären, dass den Ermittlern bisher Anhaltspunkte für weitere Täter fehlen. Die Prüfungen stünden noch am Anfang, sagte der stellvertretende Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, Markus Pfaller. Mit der Polizei und dem Klinikum sei allerdings vereinbart worden, dass die Staatsanwaltschaft sämtliche Unterlagen bekomme. "Dann können wir loslegen", sagte der Justizsprecher.