Konfisziertes Geld aus Raubüberfall
Foto: HO/ AFPEinen Tag nach dem brutalen Raubüberfall in Paraguay hat die Polizei bislang zwölf Verdächtige festgenommen und insgesamt rund 1,5 Millionen Dollar der Beute konfisziert. Nach Angaben der brasilianischen Polizei wurden rund 1,27 Millionen Dollar sichergestellt, dazu noch größere Summen brasilianischer Reais und paraguayischer Guarani.
Unklar ist noch immer, wie viel Geld bei dem "Jahrhundertraub" gestohlen worden ist. Während Paraguays Polizei von 30 Millionen Dollar (umgerechnet rund 28 Millionen Euro) Beute sprach, geht das betroffene Unternehmen Prosegur "nur" von acht Millionen Dollar (7,3 Millionen Euro) aus.
Am Montag hatten sich rund 50 schwerbewaffnete Verbrecher bei einer koordinierten Attacke auf das Depot einer Geldtransportfirma in der Grenzstadt Ciudad del Este den Weg zum Tresor freigesprengt. Ein Polizist wurde dabei getötet, zudem erschoss die Polizei später auf der Flucht drei Täter. Die Angreifer waren am Montag im Morgengrauen mit Motorbooten über den Grenzfluss Paraná nach Ciudad del Este gekommen, wo sich die nächsten drei Stunden Szenen wie im Krieg abspielten. Staatsanwältin Denise Duarte sprach von einer beispiellosen Kommandoaktion, "als ob wir hier in Syrien sind".
Parallel zum Angriff auf den Geldtresor hatten Bandenmitglieder auch ein Polizeigebäude und das regionale Regierungsgebäude angegriffen und mehr als ein Dutzend Fahrzeuge in Brand gesetzt, offensichtlich um die Polizei abzulenken und um die Verfolgung zu erschweren. Die Gangster verstreuten zudem Tausende spitze Metallzinken (Krähenfüße) hinter sich auf der Straße. Rund um das Gebäude mit dem Tresor waren Scharfschützen postiert worden, um die Polizei in Schach zu halten. Polizei und Medien sprachen von einem "Jahrhundertraub", noch nie sei in der Region eine derart hohe Millionen-Summe erbeutet worden.
Die örtliche Polizeiführung wurde gefeuert. Paraguays Innenminister Lorenzo Lezcano machte eine der größten Verbrecherbanden Brasiliens, das "Primeiro Comando da Capital" (PCC) für die Tat verantwortlich, es ist eine mafiaähnliche Organisation. Alle Festgenommenen waren bisher Brasilianer.
Experten sehen in Südamerika einen Machtzuwachs beim organisierten Verbrechen, es wurden neben Kalaschnikows, Motorbooten und einem Flugabwehrgeschütz auch sieben Kilogramm Sprengstoff sichergestellt. Der größte Zugriff erfolgte rund 50 Kilometer von Ciudad del Este entfernt, auf der brasilianischen Seite in Itaipulândia, es kam zu schweren Schusswechseln, drei der Gangster wurden dort getötet und ein Teil der Beute sichergestellt. Mehrere Täter flüchteten mit Geldsäcken in einen Wald, nach Angaben des brasilianischen Portals "O Globo" konnten zwei Verdächtige in einem Bus nach Rio de Janeiro festgenommen werden.
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Sicherheitskräfte am Tatort in Ciudad del Este: Etwa 50 schwer bewaffnete Angreifer haben sich im Osten Paraguays den Weg zum Tresor eines Geldtransportunternehmens freigesprengt und mehrere Millionen Dollar erbeutet.
Bei der zweistündigen Attacke wurde ein Polizist getötet, wie die Ermittler mitteilten. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Sie sprachen von einem "Jahrhundertraub". Auch drei der mutmaßlichen Angreifer wurden getötet.
Die Täter gingen laut Polizei planvoll und äußerst brutal vor. Als Ablenkungsmanöver setzten sie zunächst nahe dem Polizeirevier in Ciudad del Este Autos in Brand und zündeten mehrere Sprengsätze, um die Straßen zu blockieren.
Insgesamt brannten mehr als ein Dutzend Fahrzeuge in der Stadt.
Auch dieser Lkw brannte bei dem Angriff komplett aus.
Ein Anwohner berichtete über kriegsähnliche Szenen. Zwei Stunden lang seien in der Stadt Bombenexplosionen zu hören gewesen. Gouverneur Justo Zacarías sprach von "Chaos und Terror" in Ciudad del Este. Ein vergleichbares Verbrechen habe es in Paraguay noch nicht gegeben.
Ermittler sicherten Spuren am Tatort. Ein Sprecher des betroffenen Unternehmens Prosegur wies Berichte zurück, nach denen die Beute rund 40 Millionen Dollar betrug.
Zerstörtes Gebäude des Geldtransport-Unternehmens: Ciudad del Este ist eine für Schmuggel und kriminelle Geschäfte berüchtigte Stadt an der Grenze zu Brasilien.
Zerstörtes Auto in der Nähe des Tatorts: Die brasilianische Polizei stieß einige Stunden später bei Itaipulândia, 50 Kilometer nördlich von Ciudad del Este, auf eine Gruppe der Gangster. Bei einem Schusswechsel wurden drei Verbrecher getötet und weitere vier festgenommen, wie das paraguayische Innenministerium mitteilte.