Überblick Der Terror, die Opfer, die Reaktionen

Überblick: Der Terror, die Opfer, die Reaktionen
Foto: Yann Schreiber/ dpa
Die französische Hauptstadt Paris ist am Freitag von einer Terrorserie erschüttert worden. Dabei starben mindestens 128 Menschen.
Ermittlern zufolge wurden insgesamt 155 Menschen verletzt, 99 schwer.
Frankreichs Präsident François Hollande sprach von "bisher nie dagewesenen Terrorangriffen" und verhängte den Ausnahmezustand in ganz Frankreich. Auch am Tag danach ist die Lage noch unübersichtlich. Nach bisherigen Erkenntnissen begannen die Anschläge am Freitag kurz nach 21 Uhr an mindestens sechs verschiedenen Orten.
Der Überblick:
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Geiselnahme in der Konzerthalle Bataclan: In dem Klub im Stadtzentrum fand am Freitagabend vor 1500 Zuschauern ein Konzert der kalifornischen Band Eagles Of Death Metal statt. Mehrere Terroristen stürmten die Halle, schossen um sich und nahmen die Anwesenden als Geiseln. Kurz nach Mitternacht stürmten Einsatzkräfte der Polizei den Saal. Einer vorläufigen Bilanz zufolge starben mindestens 82 Menschen.
Nach Angaben der Polizei töteten sich drei der Angreifer selbst, indem sie ihre Sprengstoffgürtel zündeten. Ein vierter sei von der Polizei getötet worden. Augenzeugen berichteten, bei den Terroristen habe es sich um junge Männer gehandelt, die mit Maschinengewehren bewaffnet waren.
Video: Augenzeuge vom Pariser Klub Bataclan
- Explosionen am Stadion: Im Stade de France wurde am Freitagabend das Fußballländerspiel zwischen Deutschland und Frankreich ausgetragen. Während der ersten Halbzeit waren drei Explosionen zu hören - darunter ein Selbstmordanschlag. Insgesamt wurden dort vier Menschen getötet, darunter drei Angreifer. Das Freundschaftsspiel wurde fortgesetzt, im Anschluss reagierten die Menschen im Stadion erst ängstlich, dann panisch, dann recht besonnen. (Mehr zur Situation im Stade de France lesen Sie hier im Bericht von SPIEGEL-ONLINE-Reportern, die vor Ort waren.)
Video: Augenzeuge der Explosion am Stadion
Auf der Ehrentribüne im Stadion saßen auch Hollande und der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Das DFB-Team verbrachte die Nacht im Stadion und wurde am Samstagmorgen direkt zum Flughafen gebracht - aus Angst vor einem Anschlag nicht im auffälligen Mannschaftsbus.
Video: SPIEGEL-ONLINE-Reporter Peter Ahrens war im Stadion
- Schüsse in Restaurants und Cafés: Ganz in der Nähe des Stadions wurde eine Pizzeria attackiert. Nahe dem beliebten Place de la République gab es ebenfalls mehrere Angriffe auf Cafés und Restaurants mit zahlreichen Toten. Auf dem Boulevard Voltaire soll ein Attentäter einen Sprengstoffgürtel gezündet haben. Zudem wurden im Café Le Carillon mindestens 14 Menschen getötet, im Café La Belle Équipe mindestens 18. An der Ecke der Straßen Bichat und Alibert sterben 14 Menschen auf der Terrasse des Restaurants "Le Petit Cambodge".

Fotostrecke: Explosionen und Schüsse in Paris - viele Tote
Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) übernahm die Verantwortung für die Anschlagsserie. In einer am Samstag im Internet veröffentlichten Erklärung hieß es, "acht Brüder mit Sprengstoffgürteln und Sturmgewehren" hätten den "gesegneten Angriff" verübt. Dieser habe sich gegen "Kreuzzug-Frankreich" gerichtet. Die Angriffsziele seien "bewusst im Herzen von Paris ausgewählt" worden, hieß es weiter.
Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Mordes in Verbindung mit einem Terrorakt ein. Priorität habe nun die Identifizierung der Opfer, "vor allem der Terroristen", verlautete aus Polizeikreisen. Bis zum Samstagmorgen gab es weder Festnahmen, noch wurde offiziell nach Verdächtigen gefahndet.
Nach den ersten Meldungen über die Attacken wandte sich Hollande an seine Landsleute. "Die Terroristen wollen uns in Angst und Schrecken versetzen. Man kann Angst haben, man kann Schrecken verspüren", sagte er. "Aber dem Entsetzen steht eine Nation gegenüber, die weiß, wie sie sich verteidigt. Die weiß, wie sie ihre Kräfte sammelt. Und die einmal mehr wissen wird, wie sie die Terroristen besiegen wird." (Hier lesen Sie Hollandes gesamte Rede im Wortlaut.)
Wie der Élysée-Palast mitteilte , wurden 1500 zusätzliche Soldaten mobilisiert. Alle Krankenhäuser von Paris seien in den Ausnahmezustand versetzt worden. In einer Mitteilung der Polizei an die Bevölkerung hieß es: "Wir bitten Sie, die eigenen vier Wände nicht zu verlassen und auf Anweisungen der Polizei zu warten." Aus Sorge vor weiteren Anschlägen wurden zudem mehrere Linien der Métro-Untergrundbahn unterbrochen. Seit dem Morgen fahren die Bahnen wieder, allerdings sind noch mehrere Métro-Stationen gesperrt. Schulen, Universitäten und andere öffentliche Einrichtungen blieben geschlossen. Sämtliche für das Wochenende geplanten Sportveranstaltungen im Großraum Paris wurden abgesagt, auch Touristenattraktionen blieben zu. Die Polizeipräfektur verhängte ein öffentliches Versammlungsverbot.
Hollande und Premier Manuel Valls reisten noch in der Nacht zur Konzerthalle Bataclan. "Wir wollten hier sein, zwischen denen, die grauenvolle Dinge gesehen haben, um zu sagen, dass wir den Kampf führen werden, der erbarmungslos sein wird", sagte Hollande dort. Der Präsident bezeichnete die Anschlagsserie inzwischen als einen Kriegsakt einer terroristischen Armee, dem IS.
Betroffenheit weltweit
Die Anschlagsserie hat international Trauer und Bestürzung ausgelöst. Der Uno-Sicherheitsrat verurteilte sie als "barbarische und feige terroristische Angriffe". Kanzlerin Angela Merkel ließ ausrichten: "Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den Opfern der offensichtlich terroristischen Angriffe, ihren Angehörigen sowie allen Menschen in Paris." US-Präsident Barack Obama sagte: "Wir werden tun, was immer auch getan werden muss, um diese Terroristen zur Verantwortung zu ziehen." (Hier lesen Sie weitere Reaktionen).
Alle Entwicklungen zu den Attacken in Frankreich können Sie hier in unserem Newsblog verfolgen.