Lagerhalle in Altenholz bei Kiel: Polizei sucht im Fundament nach Leiche
Foto: dapdKiel - Die Suche nach einem seit zwei Jahren vermissten Mann ist einen Tag nach der Großrazzia gegen norddeutsche Hells Angels fortgesetzt worden. Einsatzkräfte scannten eine Lagerhalle der Rocker in Altenholz bei Kiel mit speziellen Geräten. Auch Chemikalien kamen zum Einsatz, wie die Kieler Oberstaatsanwältin Birgit Heß sagte. Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass die Leiche des vermissten Kielers Tekin B. im Fundament der Halle einbetoniert ist.
Die Lagerhalle hatte die Polizei am Vortag komplett ausgeräumt. Laut "Kieler Nachrichten" war am Vormittag das Technische Hilfswerk mit schwerem Werkzeug vor Ort: Presslufthämmer, Äxte, Kompressoren. Die betroffene Stelle solle aufgebrochen werden, hieß es.
Der 47-jährige B. war am 30. April 2010 verschwunden. Nach ihm war 2011 auch in der Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" gesucht worden. Ob der Vermisste Verbindungen zu den Hells Angels hatte, wollte die Polizei am Freitag nicht sagen. Mögliche Zusammenhänge seien noch nicht geklärt. Als Hintergrund von B.s Verschwinden werden Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Drogengeschäften vermutet.
Auch die Durchsuchungen von weiteren Objekten sollten am Freitag weitergehen, wenn auch nicht in dem Umfang wie am Tag zuvor, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Am Donnerstag hatten mehr als tausend Beamte, darunter auch Kräfte der Anti-Terror-Einheit GSG 9, sowie über 60 Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft zahlreiche Bordelle, Kneipen und Wohnungen durchsucht, die dem verzweigten Imperium der Rocker-Organisation zugerechnet werden. Dabei handelte es sich um 87 Adressen im Raum Kiel, die Wohnung eines Rockers in Hamburg sowie das Haus des Hells-Angels-Chef Frank Hanebuth nahe Hannover. Dabei hatten die Beamten nach Polizeiangaben auch Hanebuths Hund erschossen.
Fünf Mitglieder der Führungsspitze des verbotenen Kieler Clubs der Hells Angels wurden festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt (LKA) mitteilten. Zahlreiche Schusswaffen, Messer, Macheten, Computer und Handys wurden beschlagnahmt. Insgesamt führt die Staatsanwaltschaft im Kampf gegen Rockerkriminalität fast 200 Ermittlungsverfahren gegen 69 Beschuldigte. Die Sichtung der strafrechtlich relevanten Beweismittel soll noch am Freitag beginnen.
In Kiel zeigte die Polizei am Freitag noch starke Präsenz, um für mögliche Zwischenfälle gewappnet zu sein.
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Vermummte Polizisten stehen in Bissendorf bei Hannover vor der Toreinfahrt des Hells-Angels-Anführers Frank Hanebuth.
Bis zum Mittag durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft das Privathaus des 47-jährigen Ex-Boxers, der als einer der einflussreichsten Rockerchefs in Deutschland gilt.
Hanebuth, hier im September 2011 bei einer Pressekonferenz in Hannover, ist Beschuldigter in einem Verfahren der Kieler Staatsanwaltschaft gegen die "Höllenengel". Er soll in "zwei, drei Sachverhalte" verwickelt sein, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte.
Am Donnerstag wurden rund 80 Gebäude und Wohnungen durchsucht. Ermittelt wird vor allem gegen Mitglieder der seit Januar in Kiel verbotenen Rockerbande. Es geht um Körperverletzung, Menschenhandel, Waffenhandel und Korruption.
Schwerpunkt der Razzia war nach Auskunft der Polizei das Rotlichtviertel in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Außerdem wurden Objekte im Kieler Umland sowie in Niedersachsen und Hamburg durchsucht.
Polizisten stiegen durch die zerstörte Eingangstür eines Eros-Centers in Kiel.
Im Großraum Kiel wurden vor allem Bordelle, Gaststätten und Wohnungen durchsucht.
Ein Polizist errichtete in der Kieler Innenstadt eine Absperrung. Es werde nach Beweismitteln gegen Mitglieder der Hells Angels gesucht, sagte eine Polizeisprecherin.
Insgesamt waren den Angaben zufolge rund tausend Polizisten im Einsatz. Bei den Durchsuchungen fanden die Beamten unter anderem eine Maschinenpistole, ein Gewehr, mehrere Handfeuerwaffen, Bajonette und Teleskopschlagstöcke.