Schlussplädoyer im Prozess gegen R. Kelly »Lügen, Manipulation, Drohungen und körperlicher Missbrauch«

Im Prozess gegen den wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten R'n'B-Star R. Kelly laufen die Schlussplädoyers. Staatsanwältin Geddes spricht von einem System an Unterstützern, die Kelly geschützt haben.
Staatsanwältin Elizabeth Geddes zeigt während ihres Schlussplädoyers auf den Angeklagten R. Kelly. Auf der Plakatwand hinter ihr sind ein Fahndungsfoto des Sängers sowie Bilder von Mitgliedern seines Umfelds zu sehen

Staatsanwältin Elizabeth Geddes zeigt während ihres Schlussplädoyers auf den Angeklagten R. Kelly. Auf der Plakatwand hinter ihr sind ein Fahndungsfoto des Sängers sowie Bilder von Mitgliedern seines Umfelds zu sehen

Foto: JANE ROSENBERG / REUTERS

Im Missbrauchsprozess gegen R. Kelly haben die Schlussplädoyers begonnen. Die Staatsanwältin Elizabeth Geddes sagte am Mittwoch vor den Geschworenen in New York, dass der Sänger »Lügen, Manipulation, Drohungen und körperlichen Missbrauch« einsetzte, um jahrzehntelang ungestraft Frauen und Teenager zu missbrauchen. Zuvor hatte der Künstler auf eine eigene Aussage verzichtet.

Der heute 54-Jährige mit dem bürgerlichen Namen Robert Sylvester Kelly weist alle Vorwürfe zurück und hat auf nicht schuldig plädiert. Die Schlussplädoyers werden voraussichtlich mindestens bis Donnerstag andauern. Anschließend entscheidet eine Jury aus zwölf Geschworenen, sieben Männern und fünf Frauen, über Kellys Schicksal.

Ring an Unterstützern

Laut Geddes hatte Kelly einen ganzen Ring an Unterstützern, die für ihn systematisch Opfer rekrutierten und ihn schützten. »Ohne sie hätte der Angeklagte sein Verbrechensmuster nicht fast drei Jahrzehnte lang ausüben können«, sagte Geddes.

Während ihrer Ausführungen stand die Staatsanwältin vor einer Plakatwand, auf der ein Fahndungsfoto des Sängers sowie Bilder von Mitgliedern seines Umfelds zu sehen waren. Sie waren laut Staatsanwaltschaft entweder direkt in kriminelle Aktivitäten verwickelt oder sie »ermöglichten« diese, indem sie »keine Fragen stellten« und »die Regeln des Angeklagten effektiv durchsetzten«.

In den drei Prozesstagen zuvor hatte die Verteidigung insgesamt fünf Zeugen – ehemalige Angestellte und einen Kindheitsfreund des mittlerweile 54-jährigen Kelly – als Zeugen befragt. Diese sagten, sie hätten den Missbrauch nicht gesehen.

Vor den kurzen Zeugenbefragungen der Verteidigung hatte die Anklage insgesamt 45 Zeugen aufgerufen, um die Vorwürfe gegen Kelly und sein Umfeld zu beweisen. Mehrere Frauen sagten aus, sie seien vergewaltigt, geschlagen, unter Drogen gesetzt und eingesperrt worden. Manchmal sei ihnen Essen oder der Gang zur Toilette verweigert worden.

Die Anklage konzentrierte sich auf den Missbrauch von sechs Frauen. Darunter war auch die Sängerin Aaliyah, die Kelly als 15-Jährige illegal heiratete. Sie starb 2001 im Alter von 22 Jahren bei einem Flugzeugabsturz. Mehrere weitere Opfer, darunter auch Männer, wurden nur als Zeugen befragt. Im Kreuzverhör versuchten die Verteidiger, die Ankläger als gekränkte Fans darzustellen, die nach dem Ende der Beziehung mit dem Superstar »gehässig« wurden.

Sechs der mutmaßlichen Opfer waren minderjährig, als Kelly den Missbrauch begonnen haben soll. Viele Opfer sagten auch, der Sänger habe den Sex regelmäßig gefilmt, was in mehreren Fällen den Tatbestand der Kinderpornografie erfüllen würde.

Eine Frau sagte, Kelly habe sie als Teenager zu einer Abtreibung gezwungen. Vier Frauen sagten, sie hätten sich nach sexuellen Kontakten mit dem Sänger mit Herpes angesteckt. Dieser habe ihnen seine Infektion jedoch verschwiegen.

Der Prozess gegen R. Kelly hatte Mitte August begonnen. Dem Sänger des Welthits »I Believe I Can Fly« werden in dem Verfahren unter anderem sexueller Missbrauch Minderjähriger, Entführung und Bestechung in den Jahren 1994 bis 2018 vorgeworfen.

kim/AFP
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