Zeuge vor Gericht R. Kelly soll eine Million Dollar für Beschaffung von Missbrauchsvideo geboten haben

Musiker R. Kelly 2019 in Chicago
Foto: Tannen Maury / EPAIm neuen Verfahren gegen den bereits verurteilten Sexualstraftäter R. Kelly hat ein Zeuge Brisantes ausgesagt: Der ehemalige Merchandise-Beauftragte des Angeklagten behauptet, Kelly habe ihm 2001 eine Million Dollar versprochen für den Fall, dass er eine VHS-Kassette auftreibe, auf der laut Anklage zu sehen ist, wie Kelly ein 14-jähriges Mädchen missbraucht. Die Staatsanwaltschaft wirft Kelly vor, die Betroffene damals bestochen und bedroht zu haben, damit sie von einer Aussage vor Gericht absehe.
Es sei ihm gelungen, das Video aufzutreiben und dem R&B-Sänger zurückzugeben, sagte der 52-jährige Charles Freeman vor Gericht in Chicago. Allerdings habe er nie die volle versprochene Summe erhalten. Bei Durchsicht der VHS habe er beobachten können, wie »Robert Kelly mit einer jungen Dame Sex hatte«, so Freeman weiter.
Kelly steht unter anderem wegen der Herstellung von Kinderpornografie unter Anklage. In einem vorangegangenen Verfahren im Jahr 2008 soll er zudem Zeugen bedroht und Beweismaterial unterschlagen haben.
Auf die Frage der Anklage, warum er fast zwei Jahrzehnte gebraucht habe, diese und andere mit R. Kelly in Verbindung stehende Aufnahmen der Polizei zu übergeben, sagte Freeman: »Weil die Polizei mir keine Million Dollar bezahlt hätte.« Allerdings sei es eine jahrelange Anstrengung gewesen, an einen Teil des von Kelly versprochenen Geldes zu kommen, so der Zeuge.
Der 55-jährige R. Kelly verbüßt bereits eine 30-jährige Freiheitsstrafe, zu der ihn ein Bundesgericht in New York im Juni verurteilt hatte – wegen Menschenhandels und Erpressung. Sollte er im laufenden Prozess in Chicago ebenfalls verurteilt werden, könnten bis zu zwei Jahre Haft hinzukommen.
Eine Frau, die als 14-Jährige mutmaßlich von dem Sänger missbraucht wurde, hatte auf eine Aussage beim Prozess im Jahr 2008 verzichtet. Kelly wurde freigesprochen. Im laufenden Verfahren arbeitet die Betroffene aber mit der Strafverfolgung zusammen und hat Kelly zuletzt schwer belastet. Sie habe über Jahre hinweg Hunderte Male Sex mit dem Angeklagten gehabt, sagte sie vor Gericht.
Kinderpornos im Seesack mit sich herumgetragen
Kelly soll seine selbst aufgenommenen Kinderpornografie-Videos in den Neunzigerjahren stets in einem Seesack mit sich herumgetragen haben, hatte die Anklage in einem Prozess im Jahr 2008 berichtet. Dennoch seien einige VHS gestohlen worden.
Als er 2001 in einem Hotel in Kansas City das Bargeld in Empfang genommen habe, sei ihm sofort klar gewesen, dass es sich nicht um die versprochene Summe gehandelt habe. »Das ist keine Million Dollar«, habe er Kellys Leuten gesagt. Er sei letztlich mit 75.000 Dollar in einer Papiertüte nach Hause gegangen. Nach Übergabe des Videos habe er weitere Zahlungen erhalten, allerdings nie die volle Summe. Er habe Kelly auf Konzerten nachgestellt und gedroht, die Sache öffentlich zu machen, sollte der Rest nicht bezahlt werden.
Der Zeuge Freeman wird am Mittwoch erneut aussagen. Dann haben Kellys Verteidiger die Chance, ihn ins Kreuzverhör zu nehmen.