Missbrauchsprozess R. Kelly soll gefälschte Papiere für Ehe mit 15-jähriger Sängerin Aaliyah beschafft haben

R. Kelly ließ 1994 einen Offiziellen bestechen, um an gefälschte Papiere für die Hochzeit mit der damals erst 15-jährigen Sängerin Aaliyah zu gelangen: Das behauptet ein Zeuge im Prozess gegen den Sänger.
R. Kelly: Schwere Vorwürfe gegen Sänger

R. Kelly: Schwere Vorwürfe gegen Sänger

Foto: Nuccio DiNuzzo / Getty Images

Im Missbrauchsprozess gegen Musiker R. Kelly hat ein früherer Tour-Manager Details über Kellys Verhältnis mit der damals minderjährigen Sängerin Aaliyah geschildert. Der Sänger soll demnach 1994 die damals erst 15-Jährige als volljährig ausgegeben und geheiratet haben, weil er dachte, sie sei schwanger.

Der Manager sagte am Freitag vor Gericht laut US-Medienberichten, er habe mit Kellys Geld einen Beamten bestochen. Dieser habe Ausweispapiere fälschen sollen, um die Ehe des damals 27-Jährigen mit der 15-Jährigen zu ermöglichen. »Ich bin ins Jugendamt marschiert und habe gesagt: ›Hey, willst du etwas Geld verdienen?‹«, sagte der Mann aus, der mehr als zehn Jahre lang für Kelly gearbeitet hatte.

Auf der Heiratsurkunde aus Illinois ist Aaliyahs Alter mit 18 Jahren angegeben. In dem US-Bundesstaat ist Sex mit Minderjährigen illegal – Kelly könnte die Heirat damals also als Ausweg gesehen haben, um einem Missbrauchsprozess zu entgehen. Die Ehe wurde später annulliert.

Kelly soll Druck ausgeübt haben

Der Manager sagte zudem aus, dass er sich nicht wohl dabei gefühlt habe, wie Kelly mit dem Teenager geflirtet habe. Es sei ihm als »zu freundschaftlich« vorgekommen. Kelly hatte Aaliyah 1992 kennengelernt, als sie 13 Jahre alt war, und dann zwei Jahre später ihr Album »Age Ain't Nothing But A Number« (»Alter ist bloß eine Zahl«) produziert. Er selbst habe zunächst an Kelly appelliert, Aaliyah nicht zu heiraten. Kelly habe dann jedoch Druck auf ihn ausgeübt, weshalb er Angst gehabt habe, aus dessen innerstem Zirkel verdrängt zu werden.

Kellys Verteidigung bestritt die Darstellung laut der Zeitung »USA Today« . Demnach argumentierte das Anwaltsteam, dass es keinen Beweis für die Schwangerschaft gebe. Die Sängerin starb 2001 bei einem Flugzeugabsturz.

Dem heute 54-jährigen Kelly werden in dem Prozess unter anderem die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung vorgeworfen. Weil auch der Tatbestand »Racketeering« (etwa »organisiertes Verbrechen«) zur Anklage zählt, können die eigentlich verjährten Geschehnisse Mitte der Neunzigerjahre vor Gericht eingebracht werden.

Bei einer Verurteilung in allen Punkten könnte der Sänger lebenslang in Haft kommen. Seit seiner Festnahme im Sommer 2019 sitzt er in Untersuchungshaft. Kelly hat alle Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen und seinen Kritikern eine Rufmordkampagne vorgeworfen. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

kah/dpa/AFP

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