Ermittlungen in Chicago Staatsanwältin will Missbrauchsvorwürfe gegen R. Kelly fallen lassen

Staatsanwältin Kim Foxx: »Obwohl die heutigen Fälle nicht mehr verfolgt werden, glauben wir, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde«
Foto: Claire Savage / APEine Staatsanwältin in Chicago will Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den früheren Popstar R. Kelly fallen lassen. Das teilte Kim Foxx, Staatsanwältin von Cook County, einen Tag vor einer Gerichtsanhörung mit. Kelly wird im US-Bundesstaat Illinois vorgeworfen, vier Menschen sexuell missbraucht zu haben, darunter drei Minderjährige.
Sie werde einen Richter bitten, die Anklagen abzuweisen, sagte Foxx am Montag. Diese Entscheidung könne für einige der betroffenen Frauen »enttäuschend sein«, räumte die Staatsanwältin ein. Doch Kelly werde wegen der Verbrechen, die er begangen habe und für die er bereits verurteilt worden sei, das Gefängnis möglicherweise nie wieder verlassen. »Obwohl die heutigen Fälle nicht mehr verfolgt werden, glauben wir, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde«, so Foxx.
Kelly war bei einem Prozess in New York Ende Juni 2022 unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger auch zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden. Mitte September wurde der »I Believe I Can Fly«-Sänger auch in einem Prozess in Chicago schuldig gesprochen. Eine Jury sah es als erwiesen an, dass der inzwischen 56-Jährige Sex mit Minderjährigen gehabt und Kinderpornografie hergestellt hatte.
Die Verfahren sind – nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby – eine weitere viel beachtete juristische Aufarbeitung in der #MeToo-Ära.
Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. Doch Kelly blieb lange Zeit auf freiem Fuß. Mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben, mehreren Grammys und anderen Auszeichnungen gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts.
»Gerechtigkeit wurde mir verweigert«
Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation »Surviving R. Kelly« die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Stars distanzierten sich von ihm, zudem Radiosender, Streamingdienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört.
Kellys Anwältin Jennifer Bonjean sagte, sie sei zufrieden mit der aktuellen Entscheidung der Staatsanwaltschaft in Chicago. Eine der betroffenen Frauen sagte hingegen, sie sei »extrem enttäuscht« von der Ankündigung. Fast 20 Jahre lang habe sie gehofft, dass Kelly für das, was er ihr angetan habe, vor Gericht gestellt wird. Doch nun sei jede Hoffnung auf Gerechtigkeit für ihren Fall dahin, sagte sie. »Gerechtigkeit wurde mir verweigert.«