Strafe für saudi-arabischen Blogger Stockschläge aufgeschoben

Blogger Raif Badawi: Nach den ersten 50 Peitschenhieben leidet Badawi unter großen Schmerzen
Foto: Amnesty InternationalDschidda/Brüssel - Vor einer Woche bekam der saudi-arabische Blogger Raif Badawi die ersten 50 Peitschenhiebe seiner Strafe wegen angeblicher "Beleidigung des Islam". Die restlichen 950 sollte der 30-Jährige in den kommenden Wochen erhalten. Nun scheint der für Freitag angekündigte Vollzug der nächsten 50 Schläge verschoben worden zu sein. Das meldet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf Twitter. Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle von dem Aufschub.
Badawi sitzt derzeit in einer Gefängniszelle in Dschidda. Der Aktivist hatte auf seiner Internetseite Liberal Saudi Network immer wieder die Religionspolizei kritisiert. Diese setzt mit harter Hand die strenge Auslegung des Islam durch, die in dem Königreich vorherrscht. Im Jahr 2012 wurde er deshalb festgenommen und im vergangenen Jahr zu zehn Jahren Haft, einer Geldstrafe und den 1000 Stockschlägen verurteilt.
"Empörende Unmenschlichkeit"
Badawai habe die ersten 50 Schläge nicht gut verkraftet, berichtete der "Guardian" unter Berufung auf Amnesty International. Sein gesundheitlicher Zustand ist laut Amnesty auch der Grund für die Aufschiebung der Strafe. Die Entscheidung, die Hiebe auszusetzen, liegt beim Gefängnisarzt.
Die Verschiebung der Strafe aus Gesundheitsgründen zeige die "absolute Brutalität dieser Bestrafung und unterstreicht ihre empörende Unmenschlichkeit", sagte Amnesty-Vertreter Said Boumedouha. Es sei makaber, dass Badawi nach der wöchentlichen Tortur erst wieder gesund werden müsse, um die Fortsetzung der Bestrafung zu ermöglichen. Badawis Frau sagte, die nächsten Schläge sollen nun wahrscheinlich am Freitag kommender Woche ausgeführt werden.
Der Fall Raif Badawi hat international Entsetzen ausgelöst. Nach den ersten Hieben in der vergangenen Woche hatte die Organisation Human Rights Watch König Abdullah aufgefordert, die Verurteilung Badawis aufzuheben und den Blogger "umgehend zu begnadigen". Auch die EU und die US-Regierung kritisierten das Vorgehen.
Hoffnung setzt die Frau des Verurteilten, Ensaf Haidar, darauf, dass das Büro des saudischen Königs Abdullah die Akte bereits vor einem Monat an das höchste Gericht verwiesen habe, wie sie der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Damit könnte der Fall möglicherweise neu aufgerollt werden.