Besoldungsaffäre von Polizeigewerkschafter Abgewendtet

Rainer Wendt
Foto: Oliver Berg/ dpaRainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) mit fragwürdigen Einkünften, gerät noch stärker unter Druck. Der nordrhein-westfälische Landesvorstand verschickte einen Brandbrief an die anderen Landesverbände, der "mit kollegialen Grüßen und besten Wünschen" schließt. Auf den mehr als drei Seiten davor aber geht es um anderes: mit scharfen Worten gegen Wendt zu schießen. Der Brief liegt dem SPIEGEL vor.
Man habe sich ja damit abgefunden, "dass Rainer Wendt uns stets mit NRW betreffenden Themen in der Presse und in den Medien unabgestimmt und ungefragt in die Parade gefahren ist", heißt es in dem Brief. Doch nun gebe es eine neue Lage, eine dramatische, existenzbedrohende: "Die Glaubwürdigkeit und Seriosität vieler Gewerkschaften und Ehrenamtler steht auf dem Spiel!"
Rückzug aus dem Bundesvorstand
Wendt erhielt seit Jahren in Nordrhein-Westfalen ein Gehalt als Polizist, obwohl er ausschließlich für die Gewerkschaft arbeitete. Den Sachverhalt hatte er zunächst geleugnet.
Nachdem sich die DPolG auf Bundesebene hinter ihn gestellt hatte, zogen sich zwei hochrangige Vertreter aus NRW - Landesvorsitzender Erich Rettinghaus und sein Stellvertreter Wolfgang Orscheschek - aus dem Bundesvorstand zurück. Die "Hamburger Morgenpost" hatte zuvor berichtet, dass Wendt seit 2013 jährlich 50.000 Euro für seine Tätigkeit im Aufsichtsrat eines Versicherungskonzerns bezieht.
"Überall schief angeschaut"
Den Brief verschickte nun Rettinghaus im Namen des Geschäftsführenden Vorstands NRW, auch um die Rücktritte zu erklären. Die Empörung über den Bundeschef ist offenbar groß. "Wir werden ab jetzt nur noch auf die Lügen und die Einkünfte reduziert", schreibt Rettinghaus.
"Mittlerweile ist es so, dass man schon überall schief angeschaut wird, und wir nun die sind, die das Geld abziehen." Wendt habe nie vergessen zu erwähnen, dass er aus Nordrhein-Westfalen komme - auch wenn er nicht dort wohne oder seinen Lebensmittelpunkt habe.
Nun dränge sich ein Neuanfang der Gewerkschaft auf Bundesebene auf. "Das System Rainer Wendt lässt sich dauerhaft nicht mehr halten", heißt es in dem Schreiben. "Es geht nicht um die Solidarität zu Rainer Wendt, es geht mittlerweile um die Deutsche Polizeigewerkschaft insgesamt!"